Der am 20. Juli 1833 in Wien geborene Carl Hasenauer gilt als einer der bedeutendsten Architekten des Späthistorismus in Wien. Als Schüler von August Sicard von Sicardsburg und Eduard van der Nüll, die Erbauer der Staatsoper, stand Hasenauer eine aussergewöhnliche Karriere bevor. Im Jahr 1873 wurde er zum Chefarchitekten der Wiener Weltausstellung ernannt. Noch im selben Jahr wurde er in den Freiherrenstand erhoben. Eine von Hasenauers bedeutendsten langjährigen Kollaborationen war diejenige mit Gottfried Semper. Gemeinsam entwarfen sie die Pläne für das so genannte Kaiserforum, welches das Kunsthistorische Museum, das Naturhistorische Museum sowie die Neue Burg umfassen sollte. Das Projekt blieb jedoch unvollendet, da das „Spiegelbild“ der heutigen Neuen Burg nicht mehr zur Ausführung gekommen ist.
Auch das Burgtheater entstand in Zusammenarbeit mit Semper. 1876 jedoch kam es zum Zerwürfnis zwischen den beiden Architekten, woraufhin Hasenauer die Bauarbeiten allein fortführte. Bis heute wird in Fachkreisen darüber gestritten, wer von den beiden die Urheberschaft an den gemeinsamen Bauwerken primär für sich beanspruchen kann. Da Semper bereits in Zürich und Dresden als gefeierter Architekt galt, tendierte man in Wien, dem einheimischen Hasenauer die Anerkennung zuteil werden zu lassen. Hasenauer war ein Meister des reich ausgeformten Neobarocks. Der Stil fällt durch eine üppige dekorative Gestaltung auf, ist stets kunstvoll inszeniert ist lehnt sich stark an den Makartstil an. Besonders eindrücklich zeigt sich dies an den Feststiegen des Burgtheaters. Hasenauer legte grossen Wert auf das Gleichgewicht zwischen plastischen und malerischen Elementen, insbesondere allegorische Malereien in satten Farben, was seinen Werken einen besonderen Wiedererkennungsert verleiht. Carl Freiherr von Hasenauer verstarb am 4. Januar 1894 in Wien. Er ruht in einem Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof.
Bauwerke in Wien:
– Burgtheater
– Naturhistorisches Museum
– Kunsthistorisches Museum
– Neue Hofburg
– Hermesvilla
– Palais Lützow
– Tegetthoff-Denkmal
– Grillparzer-Denkmal
– Maria Theresia-Denkmal