Gottfried Semper, geboren am 4. Januar 1804 in Hamburg-Altona, war einer der einflussreichsten Architekten des 19. Jahrhunderts. Nach einer Phase der Unentschlossenheit, mehreren abgebrochenen Studien und Reisen durch Deutschland, führte ihn sein Weg nach Paris, wo er unter dem Architekten Franz Christian Gau arbeitete. Nach einem Volontariat beim Hafenbau in Bremerhaven kehrte Semper nach Paris zurück und arbeitete erneut bei Gau. Von 1830 bis 1833 reiste er nach Griechenland und Italien, um antike Baustile zu studieren. Im Jahr 1834 wurde Semper als Professor der Architektur an die Königliche Akademie der bildenden Künste in Dresden berufen, wo er einige seiner bedeutendsten Bauwerke schuf, darunter das Hoftheater, die Gemäldegalerie im Zwinger und die Villa Rosa.
Semper engagierte sich politisch und spielte eine prominente Rolle im Dresdner Maiaufstand von 1849. Nach der Niederlage seiner Partei musste er Dresden fluchtartig verlassen und wurde steckbrieflich gesucht. Obwohl der Steckbrief 1863 aufgehoben wurde, wollte Semper nichts mehr mit Dresden zu tun haben. Den Wiederaufbau des 1869 abgebrannten Hoftheaters plante er zwar, doch die Bauleitung übernahm sein Sohn unter seiner Anleitung.
Semper plante, nach Amerika auszuwandern, doch er änderte seine Pläne und ging stattdessen nach London, wo er architektonische Studien durchführte und wegweisende Theorien entwickelte. In London lebte er von Gelegenheitsaufträgen, bevor er – beeinflusst von seinem engen Freund Richard Wagner – nach Zürich zog. Dort entwarf er das Polytechnikum (heutige ETH Zürich), ein majestätisches Gebäude, das die Altstadt überragt. Als Professor am Zürcher Polytechnikum bildete Semper eine Generation von Architekten aus, die später selbst Berühmtheit erlangten. In und um Zürich plante und errichtete er zudem weitere Bauprojekte.
Sempers letzte Wirkungsstätte war Wien, wohin er 1871 berufen wurde, um die kaiserlichen Kunstsammlungen in einem festen Bauwerk unterzubringen. Er entwarf das monumentale „Kaiserforum“, bestehend aus zwei Museen und zwei neuen riesigen Trakten als Erweiterung der Hofburg, das aus der Vogelperspektive eine perfekte Symmetrie bilden sollte. Während das Kunsthistorische und das Naturhistorische Museum sowie einer der Trakte realisiert wurden, kam es bei der Umsetzung zu Konflikten mit dem Wiener Architekten Carl Freiherr von Hasenauer, was schliesslich zum Bruch der Zusammenarbeit führte. Hasenauer übernahm die Fertigstellung des Projekts, das Pendant zur Neuen Burg jedoch wurde nicht mehr ausgeführt.
Ab 1876 verschlechterte sich Sempers Gesundheit zusehends. Am 15. Mai 1879 verstarb er auf einer Reise in Rom. Gottfried Semper gilt heute als einer der bedeutendsten Architekten Europas.
Bauwerke in Wien:
– Burgtheater
– Naturhistorisches Museum
– Kunsthistorisches Museum
– Die Neue Burg
– Semperdepot
Weitere Bauwerke:
– ETH, Zürich
– Eidgenössische Sternwarte, Zürich
– Waschschiff, Zürich
– Stadthaus, Winterthur
– Hoftheater, Dresden
– Semperoper, Dresden
– Synagoge, Dresden
– Palais Oppenheim, Dresden
– Villa Rosa, Dresden
– Gemäldegalerie, Dresden