Schon vor Jahrhunderten hatten die Wiener ein besonderes Verhältnis zu Sterben und Begrabenwerden. Skurriles und Seltsames hat sich im Laufe der Zeit entwickelt, die Bevölkerung pflegte einen ausgeprägten Totenkult, kaum woanders legte (und legt auch heute noch) man so grossen Wert auf möglichst feierliche Begräbnisse wie in Wien. Eine „Schöne Leich“ hiess es zum einen liebevoll, als „Pompfünebrieren“ war es von anderer Seite verschrien.
Der Tod – er muss selbst ein Wiener sein, wird zelebriert, feierlich besungen. Kaum woanders scheint er sich „wohler“ zu fühlen als in der alten Kaiserstadt. Die Morbidität der Vergänglichkeit ist in Wien allgegenwärtig, insbesondere zu fortgeschrittener Stunde, wenn der Touristenlärm in den Strassen verklungen ist, die Strassen und engen Gassen in schummriges Licht getaucht sind und irgendwo eine Kirchenglocke an den Lauf der Zeit erinnert.
Hier lieg‘ ich und muss verwesen
Was Ihr seid, bin ich auch gewesen;
Was ich jetzt bin, das werdet Ihr,
Geht still vorüber und betet mir.“
Es gab Regenten wie der Reformkaiser Joseph II., die dem exzessiven Totenkult der Wiener Bevölkerung Einhalt gebieten wollten. Neue Bestattungskonzepte waren gefragt. Eines davon war der 1785 von Joseph II. angeordenete Sparsarg. Dieser war mit einem klappbaren Boden versehen. Der Tote fiel unbemerkt ins Grab, und der Sarg konnte wieder verwendet werden. Die prunksüchtige Bevölkerung war bestürzt und protestierte so heftig, dass der Kaiser die Verwendung des Sparsarges umgehend wieder einstellen liess. Ein originales Exemplar ist im Bestattungsmuseum ausgestellt.
Das Museum verfügt über eine umfangreiche Exponatensammlung rund um den Tod in Wien und das Bestattungswesen. Neben Trauerlivréen, Totenaccessoires, Urnen, Sargmodellen und Leichenwagen gehört eine originale Vorrichtung zum Fundus, mittels derer Scheintote beim Erwachen via Kordel eine Glocke läuten und den Friedhofswächter auf sich aufmerksam machen konnten.
Die Furcht davor, lebendig begraben zu werden, war in der Bevölkerung sehr verbreitet. Nicht ganz unbegründet, denn noch Ende des 19. Jh. lag die Wahrscheinlichkeit eines unbemerkten Scheintodes schätzungsweise zwischen 0,5 und 2 Prozent. Viele Menschen verlangten deshalb, dass ihnen vor ihrer Beisetzung das Herz durchstochen oder die Schlagadern geöffnet werden.
Im alten Wien lagen die Friedhöfe und Gruften innerhalb der Stadt. Aus hygienischen und gesundheitlichen Gründen untersagte Kaiser Joseph II. die weitere Bestattung unter den Kirchen im Zentrum. Auf kaiserliches Geheiss wurden neue Friedhöfe in den damaligen Wiener Vororten angelegt. Wenige Jahrzehnte später jedoch lagen auch diese wieder auf Gebiet der Stadt, nachdem diese ungeahnt schnell gewachsen war. 1874 öffnete in Simmering der Zentralfriedhof seine Tore. Viele der josephinischen Vorstadtfriedhöfe wurden in der Folge aufgelassen, namhafte Persönlichkeiten nach Simmering umgebettet und die Areale in Grünflächen umgewandelt.