Hermesvilla

13. Bezirk, Lainzer Tiergarten

planet-vienna,. die hermesvilla im lainzer tiergarten bei wien

Am Rande Hietzings, eingebettet in das Grün des Wienerwaldes im heutigen Lainzer Tiergarten, liegt die Hermesvilla. Umgeben von lichten Wäldern und weitläufigen Wiesen, ist das Haus benannt nach einer im Garten stehenden Marmorstatue des griechischen Gottes Hermes. Die Villa wurde nach Plänen des Ringstrassenarchitekten Carl Hasenauer errichtet, der zugleich die Bauleitung innehatte. Die Arbeiten dauerten von 1882 bis 1886. Kaiser Franz Joseph hatte den Bau in Auftrag gegeben, um seiner Frau Elisabeth einen Rückzugsort vom strengen Wiener Hofleben zu bieten. Er hoffte zudem, seine vielreisende Frau durch diesen prachtvollen Landsitz länger in Wien halten zu können.

planet-vienna,. die hermesvilla im lainzer tiergarten bei wien

Die Hermesvilla war ein Vorreiter in technischer Hinsicht: Die Zufahrtsstrasse war eine der ersten in Wien mit elektrischer Beleuchtung, und ab 1896 war das Haus mit der zentralen Telefonanlage verbunden. Am 24. Mai 1886 betrat das Kaiserpaar zum ersten Mal die neue Villa. Der Garten war noch nicht vollendet und das Gebäude noch feucht von den Bauarbeiten. Obwohl sie ab 1887 gelegentlich einige Tage in der Hermesvilla verbrachte, fand sie an diesem Ort nie richtigen Gefallen. Am Tag vor Elisabeths Ermordung in Genf am 10. September 1898 schrieb Franz Joseph in der Hermesvilla den letzten Brief an seine Frau.

planet-vienna,. die hermesvilla im lainzer tiergarten bei wien

Durch ihre abgeschiedene Lage blieb die Hermesvilla im Zweiten Weltkrieg unversehrt. Nach Kriegsende jedoch wurde sie von russischen Truppen besetzt, die sie rücksichtslos plünderten. Kostbare Kachelöfen, Tapeten, Spiegel, Gemälde, Skulpturen und sogar Fenster und Türen wurden entfernt. Der Schaden war so erheblich, dass die Villa beinahe dem Verfall preisgegeben wurde. Erst ab 1962 erwachte neues Interesse an dem einstigen kaiserlichen Refugium. Durch private Initiativen wurde die Hermesvilla restauriert und erstrahlt heute in neuem Glanz. Sie liegt inmitten eines 2500 Hektar grossen Naturschutzgebiets und ist eine beliebtes Ausflugsziel. Neben einem Restaurant dient sie dem Wien Museum als Ausstellungsort. Die original erhaltenen kaiserlichen Räume können besichtigt werden.


Ein Rundgang durch das Haus

planet-vienna,. die hermesvilla im lainzer tiergarten bei wien, Saal im Erdgeschoss
Saal im Erdgeschoss

Vom Hof aus, in dessen Mitte ein überdachter Brunnen steht und den Ställe sowie Remisen umgeben, betritt man das stattliche Anwesen. Die Eingangshalle mit dunkler Holzvertäfelung folgt dem Grundriss des darüberliegenden Oktogons. Dahinter liegt ein prunkvoller Saal, reich ausgesstattet mit Marmor, Reliefs und kunstvoll gestalteter Decke. Die Räume im Erdgeschoss dienen vor allem wechselnden Ausstellungen. Links der Eingangshalle führt eine prächtige dreiarmige Marmortreppe mit aufwendigem Eisengeländer in die obere Etage.

planet-vienna,. die hermesvilla im lainzer tiergarten bei wien, stiegenhaus
Stiegenhaus

Diese Treppe, entworfen von Albert Milde und Alois Hanusch, beeindruckt durch ihren Kontrast zur dunklen, rustikalen Holzverkleidung des Stiegenhauses. Sie führt ins Oktogon, das zentrale, hofseitige Zimmer der Villa. Seine Fenster weisen Glasmalereien der Firma Geyling auf, die bis heute existiert. Das Oktogon bewahrt seine originale Einrichtung mit einer reich verzierten Holzvertäfelung, einem prächtigen Kronleuchter und einem rot-grünen Kamin aus belgischem Marmor. Asiatische Vasen, Bronzevögel, ein florentinischer Alabasteraufsatz, ein spanischer Klappschrank aus dem 17. Jahrhundert und ein barocker Tisch von 1730 spiegeln den romantisierenden Einrichtungsstil des späten 19. Jahrhunderts wider.

planet-vienna,. die hermesvilla im lainzer tiergarten bei wien, Elisabeths Schlafgemach
Elisabeths Schlafgemach

An das Oktogon schliesst sich die Garderobe an, von der aus man ins Turnzimmer der Kaiserin gelangt. Ein ehemaliges Büro aus der Besatzungszeit sowie das Toilettenzimmer folgen, bevor man in das Schlafgemach Elisabeths tritt, das Herzstück der Hermesvilla. Hier steht ein prächtiges Barockbett aus der Zeit Maria Theresias, umgeben von reich bemalten Wänden und einer farbenprächtigen Decke. Die Wandgemälde ztieren Motive aus Shakespeares „Sommernachtstraum“. Hans Makart lieferte die Entwürfe, während Franz Matsch, Gustav Klimt und Hugo Charlemont sie ausführten. Das Zimmer strahlt mit seiner opulenten Farbenpracht eine fast märchenhafte Atmosphäre aus.

planet-vienna,. die hermesvilla im lainzer tiergarten bei wien, Blick von Elisabeths Schlafgemach in den Salon
Blick von Elisabeths Schlafgemach in den Salon

Der angrenzende Salon, Elisabeths Schreibzimmer, beeindruckt mit dem Deckenbild „Der Frühling“, das 1885 von Franz Matsch und Gustav Klimt geschaffen worden ist. Während die Reliefs und bemalten Türeinlagen in den 1970er-Jahren erneuert wurden, sind das Mobiliar, die Wandappliken und der 24-flammige Luster original. Kaiserin Elisabeth wählte hier persönlich jedes Möbelstück aus und verlieh dem Raum ihre persönliche Handschrift.

planet-vienna,. die hermesvilla im lainzer tiergarten bei wien, Decke im Kirchenzimmer
Decke im Kirchenzimmer

Der sogenannte „Kirchensaal“ bildet den zentralen Raum zur Gartenseite hin. Hier nahm die kaiserliche Familie gemeinsam mit dem Personal an Sonntagsmessen teil. Hinter einer beweglichen Wand in der Ecke befand sich ein Altar. Ursprünglich waren die Wände mit bestickten Wandpanneaux versehen, die Supraporten mit Malereien von Hugo Charlemont bestückt – diese sind heute verloren. Der Luster, der blau-weisse Pavonazzo-Marmorkamin und das Mobiliar hingegen sind original erhalten. Besonders beeindruckend ist die Decke: Aufwendige Goldverzierungen umrahmen ein vertieftes Oval.

planet-vienna,. die hermesvilla im lainzer tiergarten bei wien, Arbeitszimmer Franz Josephs
Arbeitszimmer Franz Josephs

Franz Josephs Arbeitszimmer strahlt durch seine edle Holzvertäfelung rustikale Wärme aus. Ein Bronzeluster von Alois Hanusch setzt glanzvolle Akzente. Die gesamte Ausstattung ist original erhalten, inklusive der Bronzemedaillons in den Supraporten, welche die Kinder des Kaisers – Gisela, Marie Valerie und Rudolf mit seiner Gattin Stephanie von Belgien – zeigen. Die letzten Stationen des Rundgangs durch die Hermesvilla sind das Schlafzimmer des Kaisers und das angrenzende Toilettenzimmer.


Antiquarium, Kunsthandel, Online-Galerie, Kunst aus vergangenen Jahrhunderten
(Partnerseite von Planet-Vienna)