„Kaiserin“
Am 13. Mai 1717 wurde Maria Theresia in Wien als älteste Tochter Kaiser Karls VI. geboren. 1736 heiratete sie Franz Stephan von Lothringen, den späteren Kaiser Franz I. Stephan. 1740 wurde Maria Theresia zum „König von Ungarn und Böhmen“ gekrönt – die geschlechtespezifische Bezeichnung „Königin“ war damals nicht in Gebrauch. Dank der so genannten Pragmatischen Sanktion, einem von ihrem Vater erlassenen Edikt zur Sicherung der habsburgischen Thronfolge durch weibliche Nachkommen – er hatte keine Söhne – konnte Maria Theresia die uneingeschränkte Herrschaft über das Habsburgerreich übernehmen. Dieses Riesenreich war jedoch ständig in Konflikte mit den umliegenden Ländern verwickelt und führte Kriege gegen Preussen, Russland, Bayern und Frankreich. Mit der Thronbesteigung ihres Mannes als Kaiser im Jahre 1745 ging auch der Titel der Kaiserin auf Maria Theresia über.
Dank ihres diplomatischen Geschicks – oft als „weibliche Waffen“ bezeichnet – gewann Maria Theresia die Gunst der Ungarn. In der Folge vereinigten sich die ungarischen Truppen mit der österreichischen Armee und vertrieben unter der Führung von General Ludwig Andreas Graf Khevenhüller die eingefallenen Franzosen und Bayern aus Österreich, woraufhin diese Staaten Maria Theresia als Regentin anerkannten, 1748 tat es ihnen auch Preussen gleich.
In den folgenden Friedensjahren widmete sich Maria Theresia verstärkt inneren Reichsangelegenheiten. Ihre vorbildliche und aufrichtige Herrschaftsführung, ihre persönliche Ausstrahlung und ihr ausgeprägter Familiensinn verschafften ihr grosses Ansehen und Beliebtheit bei der Bevölkerung. Im Siebenjährigen Krieg (1756–1763) gelang es ihr, Bündnisse mit Russland und Frankreich zu schliessen, um Preussen, den grössten Widersacher Österreich-Ungarns, in Bedrängnis zu bringen. Sie hatte sich zum Ziel gesetzt, die im Schlesischen Krieg und im Österreichischen Erbfolgekrieg an Preussen verlorenen schlesischen Gebiete wieder zu erlangen. Doch sie scheiterte, nicht zuletzt aus dem Grund, weil Russland nach einem Thronwechsel das Bündnis mit Österreich-Ungarn aufgekündigt und sich jetzt auf die Seite Preussens gestellt hatte.
Die tiefgläubige Katholikin
Nach dem so genannten Frieden von Hubertusburg im Jahr 1763 folgten erneut kriegsfreie Jahre, in denen Maria Theresia wichtige Reformen durchführte und vorbildlich regierte. Sie gründete akademische Einrichtungen, wie das Theresianum, und reorganisierte das österreichische Heer, was sich schon länger als dringende Notwendig abgezeichnet hatte. Dabei bewies Maria Theresia ein ausgezeichnetes Gespür für die besten Berater. Während sie in staatlichen Angelegenheiten fortschrittlich und zukunftsorientiert handelte, blieb sie in religiösen Belangen hingegen sehr konservativ. Als tief gläubige Katholikin verbot sie die Ansiedlung von anderen Bekenntnissen in den Erblanden und liess Protestanten in entlegene Ecken des Reiches verbannen.
Trotz der enormen Lasten, die sie als Herrscherin ihres riesigen Reiches zu tragen hatte, war Maria Theresia zeitlebens eine liebevolle Mutter und Ehefrau. Sie brachte 16 Kinder zur Welt, weshalb sie ihren Regierungspflichten häufig vom Bett aus nachzukomen pflegte, soweit dies möglich war. Viele ihrer Kinder heirateten in einflussreiche europäische Herrscherhäuser ein. Ihr Sohn Leopold wurde Grossherzog der Toskana und später als Thronfolger Kaiser des habsburgischen Reiches, ihre Tochter Maria Antonia war die unglückliche Königin von Frankreich und Sohn Maximilian Kurfürst von Köln-Münster.
Maria Theresia liebte ihren Gatten Franz I. Stephan aufrichtig und konnte dessen Tod im Jahr 1765 nie überwinden. Als Zeichen ihrer tiefen Trauer liess sie bestimmte Räume in Schloss Schönbrunn, darunter das Vieux-Laque-Zimmer, in dunklen Farben umgestalten und trug fortan nur noch schwarze Kleidung. Bei einem ihrer regelmässigen Besuchen der Grabstätte ihres Mannes in der kalten und feuchten Kaisergruft zog sie sich die Krankheit zu, welcher sie am 29. November 1780 erlag. Zehn ihrer überlebenden Kinder knieten an ihrem Totenbett, bevor ihr Leichnam im prunkvollen Doppelsarkophag neben ihrem Mann beigesetzt wurde.