Kronprinz Rudolf (1858-1889)

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Rudolf war der einzige Sohn von Kaiser Franz Joseph I. und Elisabeth von Bayern. Er wurde am 21. August 1858 in Schloss Laxenburg bei Mödling geboren. Das Volk jubelte, das Kaiserpaar hatte endlich einen Thronfolger. Josef Strauss widmete dem Neugeborenen seinen Kronprinzenmarsch Op.59. Franz Joseph nannte seinen Sohn nach Rudolf I., Gründer des Habsburgischen Hauses. Rudolfs Eltern hatten kaum Zeit für das Kind; der Vater war den ganzen Tag am Regieren, die Mutter stets auf Reisen. So wurde Rudolf bis 1864 von der Freifrau von Welden, genannt „Wowo“, erzogen, ehe er in die Obhut von Leopold Graf Gondrecourt gegeben wurde. Dieser wandte sehr strenge, unmenschliche Erziehungsmethoden an, was dem sensiblen Kind seelisch und physisch stark zusetze.

Elisabeth entzog Gondrecourt im Folgejahr die Erziehungsberechtigung und übertrug diese an Josef Latour Graf von Thurmberg. Dieser gewann schnell Rudolfs Vertrauen. Franz Joseph wünschte eine strenge und akribische Ausbildung für seinen Sohn. So wurde dieser von nicht weniger als 50 verschiedenen Lehrern unterrichtet. Rudolf war hochintelligent und vielseitig interessiert.

planet-vienna, kronprinz rudolf, Rudolf mit einem Lächeln. Foto von Ludwig Angerer um 1866.
Aufnahme mit Seltenheitswert: Rudolf mit einem Lächeln. Foto von Ludwig Angerer um 1866.

Rudolf hegte Sympathien für die östlichen Gebiete, was seine Beziehung zur Mutter festigte – Elisabeth hatte eine besondere Vorliebe für Ungarn. Seinem Vater begegnete Rudolf mit Hochachtung, einen engen Draht zu ihm jedoch baute er nie auf. Einzig die Vorliebe für die Jagd teilten sie sich. Rudolf lehnte die konservative Politik seines Vaters ab, vielmehr vertrat er eine zukunftsorientierte lieberale Haltung. Da er aber von den Regierungstätigkeiten ausgeschlossen war, konnte er seine Ideen nicht einbringen. Ohnehin nahm Franz Joseph seinen Sohn nicht besonders ernst. Es frustrierte den Kronprinzen tief. 

planet-vienna, kronprinz rudolf, Offizielles Verlobungsfoto von Rudolf und Stephanie in Brüssel um 1880
Offizielles Verlobungsfoto von Rudolf und
Stephanie in Brüssel um 1880

1880 verlobte sich Rudolf mit Prinzessin Stephanie, der ältesten Tochter des Belgischen Königshauses. Am 10. Mai fand in der Wiener Augustinerkirche die Hochzeit statt. Die Ehe schien zunächst auf Liebe zu basieren, nur Elisabeth war von dem „belgischen Trampeltier“ alles andere als begeistert. Stephanie konnte jedoch die Interessen und Bestrebungen ihres Mannes nicht teilen, und im Laufe der Jahre entfremdeten sich die beiden zusehends. Selbst die Geburt der Tochter Elisabeth am 2. September 1883 in Schloss Laxenburg brachte keine Besserung in ihre Beziehung. Ein weiteres Kind konnte Stephanie nicht gebären, da Rudolf sie vermutlich mit einer Geschlechtskrankheit angesteckt hatte. Rudolf wurde melancholisch und schwermütig. Er trank viel, konsumierte Drogen und suchte öfters körperliche Freuden bei Damen aus der Mittelschicht. So traf er auf Mizzi Caspar, eine zwielichtige Dame, mit welcher er längere Zeit zusammen war.

planet-vienna, kronprinz rudolf, Rudolfs Abschiedsbrief an seine Ehefrau Stephanie
Rudolfs Abschiedsbrief an seine Ehefrau Stephanie

In all der Zeit hatte Rudolf eine heimliche Verehrerin, die junge Baronesse Marie-Alexandrine Vetsera, genannt Mary. Sie wohnte mit ihren Geschwistern und der Mutter in einem Palais an der Salesianergasse. Um mit Rudolf in Kontakt zu kommen, wandte sich Mary im Herbst 1888 an Marie-Luise Gräfin Larisch-Wallersee, eine Nichte der Kaiserin und gleichzeitig enge Freundin des Hauses Vetsera. Die Gräfin nahm Mary unter dem Vorwand, ihre Hilfe für Einkäufe zu benötigen, mit an den Hof, wo sie die junge Frau Rudolf vorstellte.

planet-vienna, kronprinz rudolf, Die aufgebahrte Leiche Rudolfs in der Wiener Hofburg
Die aufgebahrte Leiche Rudolfs in der Wiener Hofburg

Der Kronprinz hat ihre Gefühle zwar nicht im selben Ausmass erwidert, war aber von ihrer Zuneigung gerührt. Ab November 1888 traf sich Rudolf regelmässig mit Mary. Stets heimlich, da man im Hause Vetsera nichts davon wissen sollte. Einzig Marys Zofe Jahoda war eingeweiht und begleitete Mary, wenn sie das Haus verliess, um in der Marokkanergasse die Kutsche von Rudolfs Leibfiaker Josef Bratfisch zu besteigen. Wurde Verdacht geschöpft, so verstand es die Gräfin Larisch stets zu schlichten.

planet-vienna, kronprinz rudolf, sterbebett
Sterbebett Rudolfs im Hofmobiliendepot

Die Stimmungsschwankungen des Kronprinzen nahmen bedenkliche Ausmasse an. Dann kam der verhängnisvolle 30. Januar 1889, als Kronprinz Rudolf und Mary Vetsera in Schloss Mayerling im Wienerwald tot in ihrem Blut liegend aufgefunden wurden. Rudolf hatte zuerst Mary mit einem Kopfschuss getötet und dann die Waffe gegen sich selbst gerichtet. Der Wiener Hof versuchte, den Skandal zu vertuschen, erreichte dadurch aber bloss, dass die wildesten Gerüchte und Vermutungen kursierten. Der genaue Hergang und die Beweggründe für den Doppelselbstmord sind bis heute ungeklärt, denn die Zeugen nahmen ihr Wissen entweder mit ins Grab oder widersprachen sich. Kronprinz Rudolf wurde in der Kaisergruft beigesetzt. Mary Vetsera wurde in einer Nacht- und Nebelaktion unter unwürdigen Umständen auf dem Waldfriedhof beim Zisterzienserstift Heiligenkreuz bestattet.

planet-vienna, kronprinz rudolf, Der Sarg Rudolfs in der Kaisergruft
Der Sarg Rudolfs in der Kaisergruft

Doktor Hofmann wurde am 31. Januar mit der Obduktion der Leiche Rudolfs in der Hofburg beauftragt. Er stellte folgendes Gutachten aus:

„Seine k. u. k. Hoheit, der durchlauchtigste Kronprinz, ist zunächst an Zertrümmerung des Schädels und der vorderen Hirnpartien gestorben. Diese Zertrümmerung ist durch einen aus unmittelbarer Nähe gegen die rechte vordere Schläfengegend abgefeuerten Schuss veranlasst worden. Ein Schuss aus einem Revolver mittleren Kalibers war geeignet, die beschriebene Verletzung zu erzeugen. Das Projektil wurde nicht vorgefunden, da es durch die über dem linken Ohr konstatierte Ausschussöffnung ausgetreten war. Es unterliegt keinem Zweifel, dass seine k. u. k. Hoheit sich den Schuss selbst beigebracht hat und dass der Tod augenblicklich eingetreten ist. Die vorzeitige Verwachsung der Pfeil- und Kranznaht, die auffällige Tiefe der Schädelgrube und die sogenannten fingerförmigen Eindrücke an der inneren Fläche der Schädelknochen, die deutliche Abflachung der Hirnwindungen und die Erweiterung der Hirnkammer sind pathologische Befunde, welche erfahrungsgemäss mit abnormen Geisteszuständen einherzugehen pflegen und daher zur Annahme berechtigen, dass die Tat in einem Zustand von Geistesverwirrung geschehen ist.“

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Kurz vor seinem Tod entstandenes Porträt Rudolfs von Gyula Benczúr

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