9. Bezirk, Alserstrasse
1686, drei Jahre nach der zweiten Türkenbelagerung, stiftete der kaiserliche Rat Johann Theobald Franckh seinen Besitz an der heutigen Alserstrasse für die Errichtung eines Soldatenkrankenhauses. Wegen schlechter finanzieller Lage verzögerte sich der Bau, und die Kranken wurden zunächst weiterhin in einem hier bestehenden Seuchenspital untergebracht. 1693 sah es besser aus in der Staatskasse, und Kaiser Leopold I. ordnete den Bau eines „Grossarmen- und Invalidenhaus“ an.
Bereits 1697 konnte ein erster Trakt mit Patienten belegt werden. Der Mittelrisalit des langgezogenen Gebäudes an der Alserstrasse wird Johann Bernhard Fischer von Erlach zugeschrieben. Bis 1724 waren im neuen Spital bereits 1740 Personen untergebracht. Hofkammerrat Ferdinand Freiherr von Thavonat ermöglichte nach seinem Tod im Jahr 1726 durch eine testamentarische Verfügung den Bau des zweiten Hofes. Der weitere Ausbau des bestehenden Komplexes erfolgte unter Kaiser Karl VI. nach den Plänen von Matthias Gerl und Franz Anton Pilgram.
1783 wurde Kaiser Joseph II. gewahr, dass das Spital immer weniger tatsächliche Kranke, sondern vermehrt andere Leute beherbergte, die über allerlei Wegen dorthin gelangt waren. Daraufhin liess er die Anlage schliessen und beauftragte seinen Leibarzt Joseph Quarin damit, die Gebäude der Funktion eines allgemeinen Krankenhauses zuzuführen. Dieses konnte im August 1784 eröffnet werden. Der Komplex wurde bald um ein „Irrenhaus“, ein Gebärhaus und ein Findelhaus erweitert. Der sogenannte „Narrenturm“, der zur Unterbringung von schwer Geisteskranken diente, beherbergt heute das pathologisch-anatomische Museum der Stadt Wien.
Unter der Herrschaft von Kaiser Franz II. entstanden der achte und neunte Hof. Im 19. Jahrhundert galt das Allgemeine Krankenhaus – heute meist AKH genannt – als eines der weltweit führenden Zentren für medizinische Forschung. Zahlreiche bahnbrechende Entdeckungen für das Gesundheitswesen wurden hier gemacht. Mit dem Bau des neuen AKH – das Wiener Universitätsklinikum und heute eines der grössten Krankenhäuser der Welt – wurde das alte AKH in seiner Spitalfunktion nicht mehr benötigt. Anlässlich des 600-jährigen Bestehens der Universität Wien schenkte die Stadt Wien das alte AKH der Universität. Ab 1993 begannen umfangreiche Adaptierungsarbeiten.
Seither beherbergen die historischen Trakte den Universitätscampus, Gastronomiebetriebe und zahlreiche Kleinunternehmen. Die weitläufigen Grünanlagen in den Höfen werden nicht nur von Studierenden genutzt, sondern werden auch von der Bevölkerung aufgesucht.