
Johann Bernhard Fischer wurde am 20. Juli 1656 in Graz geboren. Sein Vater, Johann Baptist Fischer, führte ihn früh in die Kunst der Bildhauerei ein. Doch im Jahr 1674 verliess der junge Fischer seine Heimatstadt und unternahm eine Reise nach Italien, die seine künstlerische Laufbahn massgeblich prägen sollte. Ab 1682 hielt er sich in Rom auf, wo er unter dem schweizstämmigen Architekten Carlo Fontana eine fundierte Ausbildung erhielt. In dieser Zeit knüpfte Fischer bedeutende Kontakte, unter anderem zur schwedischen Königin Christine, die für ihre namhafte Kunstsammlung bekannt war. Zudem begegnete er dem italienischen Barockmeister Gian Lorenzo Bernini.
Inspiriert durch die künstlerischen Kreise, in denen er sich bewegte, wandte sich Fischer zunehmend der Architektur zu. Besonders interessierte ihn die Gartenarchitektur. Ab 1688 trat er schliesslich als Architekt in Erscheinung. Noch im selben Jahr entwarf er für das Wiener Kaiserhaus den Plan für eine monumentale Schlossanlage in Schönbrunn, deren Bau ab 1696 – wenn auch letztendlich in stark reduzierter Form – begann. In den folgenden Jahren schuf er die Entwürfe für einige seiner bedeutendsten Werke. Von 1693 bis 1699 lebte Fischer in Salzburg, wo er einen Grossteil der dortigen Kirchen plante oder umgestaltete. Im Jahr 1696 wurde ihm der Namenszusatz „von Erlach“ verliehen. Er gehörte nun zum erbländisch-österreichischen Adelsstand.

1705 erhielt Fischer von Erlach in Wien eine Stellung am kaiserlichen Hof, allerdings vorerst nur mit kleineren Aufträgen. Da diese jedoch seltener wurden, suchte er neue Herausforderungen in Prag. Ein bedeutender Wendepunkt in seiner Karriere war die erfolgreiche Teilnahme am Wettbewerb für den Bau der Karlskirche, bei dem er sich gegen starke Konkurrenz, unter anderem Johann Lucas von Hildebrandt, durchsetzen konnte. Die Karlskirche gilt heute als Fischer von Erlachs Hauptwerk und zählt zu den herausragenden Bauwerken der Barockarchitektur.
Nach seinem Tod am 5. April 1723 in Wien führte sein Sohn Joseph Emanuel die Bauarbeiten der unvollendeten Werke seines Vaters fort. Johann Bernhard Fischer von Erlach wird neben Johann Lucas von Hildebrandt als einer der bedeutendsten Architekten seiner Zeit anerkannt. Besonders prägend war sein Einfluss auf den österreichischen Kirchenbarock. Fischer von Erlachs Bauwerke zeichnen sich durch eine monumentale, erhabene Ruhe aus, die weniger auf verspielte Details als vielmehr auf architektonische Harmonie setzt. Der Barockarchitekt vereinte in seinen Entwürfen die Einflüsse des Italieners Bernini und des Schweizers Borromini mit dem französischen Klassizismus. Die elliptische Form spielte dabei stets eine zentrale Rolle.
Ein besonders wegweisender Beitrag zur Architekturgeschichte war Fischer von Erlachs „Entwurf einer historischen Architektur“, an dem er über einen Zeitraum von sechzehn Jahren arbeitete. Diese Sammlung hochwertiger Kupferstiche, welche unter anderem antike Bauwerke sowie Darstellungen orientalischer und fernöstlicher Architektur zeigt, gilt als die erste universale Architekturgeschichte der Welt. Sie beeinflusste nachhaltig die Entwicklung der Chinoiserien im späteren Rokoko. Fischer von Erlachs Werk hinterliess einen bleibenden Eindruck in der Architekturgeschichte, der noch lange nach seinem Tod spürbar war.

Bauwerke in Wien (Auswahl):
– Schloss Schönbrunn
– Palais Strattmann
– Stadtpalais des Prinzen Eugen (Stiegenhaus)
– Palais Batthyány-Schönborn
– Böhmische Hofkanzlei
– Palais Trautson
– Karlskirche
– Hofstallungen (Museumsquartier)
– Hofbibliothek (heutige Nationalbibliothek)
– Palais Schwarzenberg (Teile)
– Gartenpalais Strattmann (Schloss Neuwaldegg)
– Palais Leeb (Augarten)
– Palais Althan-Pouthon
– Palais Lobkowitz (Portal)
– Palais Schlick-Eckardt
– Pestsäule am Graben
– Gartenpalais Liechtenstein
– Triumphpforten für Kaiser Joseph I.
– Palais Kaunitz (nicht belegt)
– Josephssäule
– Gartenpalais Huldenberg (nicht belegt)
– Gartenpalais Hocke (nicht belegt)
– Mittelrisalit des alten AKH
– Vermählungsbrunnen am Hohen Markt (Holzversion)
Weitere Bauwerke (Auswahl):
– Ahnensaal, Frain an der Thaya
– Goldburg, Murstetten
– Jagdschloss Starhemberg, Niederweiden
– Johannesspital, Salzburg
– Kollegienkirche, Salzburg
– Dreifaltigkeitskirche, Salzburg
– Schneckenstiege im Turm des Domes, Salzburg
– Ursulinenkirche, Salzburg
– Franziskanerkirche (Hochaltar), Salzburg
– Hofmarstall (Fassade), Salzburg
– Winterreitschule, Salzburg
– Schloss Klessheim, Salzburg
– Dom-Kurfürstenkapelle, Breslau
– Palais Clam-Gallas, Prag
– Entwurf für ein Lustschloss für König Friedrich I., Berlin
– Schloss Znaim-Frain
– Stallungen, Eisgrub
– Wallfahrtskirche Maria Kirchenthal
– Basilika Mariazell (Hochaltar)
– Mausoleum Kaiser Ferdinands II. (Innenausstattung), Graz
– Parnass-Brunnen, Brünn
– Stallungen des Schlosses Eisgrub in Mähren
– Portale des Palais Thun, Prag
– Grabmal Wratislaw von Mitrowitz, Prag
– Wallfahrtskirche Maria Kirchenthal, St. Martin bei Lofer