Leopold I. (1640-1705)

Kaiser

planet-vienna, kaiser leopold I.

Leopold wurde am 9. Juni 1640 in Wien geboren. Ursprünglich sah sein Vater Ferdinand III. eine geistliche Laufbahn für Leopld vor. Doch nach dem unerwarteten Tod seines älteren Bruders Ferdinand IV. im Jahre 1654 wurde Leopold direkter Nachfolger. 1655 wurde er zum apostolischen König Ungarns gekrönt, 1656 zum König von Böhmen. 1658, ein Jahr nach dem Tod seines Vaters, wurde Leopold Im Jahr darauf wurde er in Frankfurt zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gekrönt – er hatte sich gegen den französischen König Ludwig XIV. im Rennen um den Kaiserthron behaupten können.

planet-vienna, kaiser leopold I., büste von peter strudel
Büste Leopolds von Peter Strudel

Da diese Ereignisse innert Kürze und überraschend aufeinanderfolgten, war der junge Leopold politisch noch unerfahren und überliess die Staatsgeschäfte zunächst seinen beiden vertrauten Beratern Fürst Johann Weikhard Fürst von Auersperg und Wenzel Eusebius Fürst von Lobkowitz. Erst 1680 übernahm Leopold selbst die Regierungsgeschäfte. Zwar führte er Kriege gegen Frankreich, konnte dessen Expansion bis zum Rhein jedoch nicht aufhalten. Als 1700 mit Karl II. die spanische Linie der Habsburger erlosch, bemühte sich Leopold, seinen jüngeren Sohn Karl als neuen spanischen König einzusetzen. Dieser Anspruch führte zum Spanischen Erbfolgekrieg, den Leopold jedoch nicht überlebte.

Leopolds zentralistische Politik führte in Ungarn zu Unruhen. Auch seine religiöse Haltung war prägend: Als konservativer Katholik – ebenso wie seine Frau Eleonore Magdalena – liess er 1670 und 1671 die jüdische Bevölkerung vertreiben. Unter seiner Herrschaft erlebte Wien eine umfangreiche barocke Neugestaltung, einschliesslich des Baus von Schloss Schönbrunn und des Leopoldinischen Trakts der Hofburg.

Kein schöner Monarch

Wissenschaftlich interessiert, sprachbegabt und ein Freund von Geschichte und Literatur, gründete Leopold die Universitäten von Innsbruck und Breslau. Er war auch ein talentierter Musiker und Komponist. Als solcher hat er der Nachwelt rund 230 Werke hinterlassen. Persönlich galt Leopold jedoch als willensschwach und war äusserlich sehr unattraktiv. Er hatte eine besonders ausgeprägte Form der so genannten „Habsburgerlippe“, weshalb er im Volksmund recht uncharmant auch als „Fotzenpoidl“ bezeichnet wurde und wird. Auf Porträts wird er idealisiert dargestellt. Leopold I. starb am 5. Mai 1705 in Wien. Sein Prunksarg steht in der Kaisergruft.

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Der Sarg Leopolds in der Kaisergruft
planet-vienna, kaiser leopold I., sarg seiner frau eleonore magdalena
Der Sarg seiner Frau Eleonore Magdalena
planet-vienna, kaiser leopold I. an der pestsäule
Leopold an der Pestsäule