Kaiser

Franz wurde am 12. Februar 1768 in Florenz geboren. Nach dem Tod seines Vaters Leopold II. bestieg er im Alter von 24 Jahren den Thron als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Um die Ranggleichheit mit dem aufstrebenden Napoléon I. zu wahren und die kaiserliche Macht zu festigen, proklamierte er im Jahr 1804 das Kaisertum Österreich. Dieser Akt galt jedoch als Verstoss gegen das Reichsrecht und markierte das faktische Ende des Heiligen Römischen Reiches. Trotz dieser Entwicklung vergingen zwei Jahre, bevor Franz den Titel des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches offiziell ablegte und das alte Imperium für beendet erklärte. In dieser Übergangszeit war er – historisch einmalig – zweifach gekrönt: als Franz II., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, und als Franz I., Kaiser von Österreich.

Als Kaiser von Österreich nahm Franz hauptsächlich eine symbolisch-repräsentative Rolle ein, da er wenig Interesse an politischen Angelegenheiten zeigte und lieber seiner Leidenschaft für die Botanik frönte. Ab 1809 übertrug er die politischen Aufgaben zunehmend an den österreichischen Aussenminister Clemens Wenzel Fürst Metternich. Sowohl Metternich als auch Franz I. waren von einer konservativen und starrsinnigen politischen Gesinnung geprägt, die jegliche Bestrebungen nach Volksrechten oder Reformen argwöhnisch betrachtete und vornehmlich ablehnte. Dennoch zeigte sich Franz I. als Privatperson in einem eher fortschrittlichen Licht, was unter anderem darin zum Ausdruck kam, dass er auf vielen zeitgenössischen Abbildungen nicht in kaiserlicher Robe, sondern als einfacher Bürger dargestellt wurde – eine Darstellung, die zuvor beispiellos war. Unter seiner Herrschaft erlebte die Biedermeierzeit ihre Hochblüte.

Franz war viermal verheiratet. Seine erste Ehe mit Elisabeth Wilhelmina von Württemberg brachte ihm 1790 eine Tochter, Louise Franziska Elise. Seine Frau starb am Tag danach an den Folgen der sehr schweren Geburt, die eine Notoperation erfordert hatte. Louise Franziska Elise überlebte das Kindbettalter nicht und starb bereits im Folgejahr. Mit seiner zweiten Gattin, Maria Theresia von Neapel-Sizilien, die eine Cousine ersten Grades war, hatte Franz I. zwölf Kinder. Unter ihnen war Marie-Louise, die später Napoléon Bonaparte heiratete und Kaiserin von Frankreich wurde.

Eine Tochter litt an Schwachsinn und musste zeitlebens betreut werden, und auch zwei weitere Söhne waren behindert. Einige Kinder starben sehr früh oder wurden gar tot geboren. Es war vermutlich die Folge der engen Verwandtschaft der Ehepartner, wie es bei den Habsburgern und auch bei den Wittelsbachern und Bourbonen häufig der Fall war. Mit seiner dritten Frau Maria Ludovica Beatrix von Modena hatte Franz keine Kinder, da sie an Tuberkulose erkrankt war. Warum seine vierte Ehe mit Karoline Auguste von Bayern kinderlos blieb, ist nicht bekannt. Alle diese Ehen waren von aufrichtiger gegenseitiger Liebe geprägt. Franz I. starb am 2. März 1835 in Wien. Sein Sohn Ferdinand I. erbte den Thron.
