6. Bezirk, Linke Wienzeile 6

Das Theater an der Wien ist eine bedeutende Bühne in der Geschichte der Oper und war ebenfalls wichtiger Schauplatz in der Entwicklung der Operette. Das Haus wurde in den Jahren 1798 bis 1801 errichtet und am 13. Juni 1801 feierlich eröffnet. Der erste Theaterdirektor, Emanuel Schikaneder, liess das Haus mit den modernsten Einrichtungen seiner Zeit ausstatten. Durch eine geschickte Anordnung der Stehplätze bot der Zuschauerraum über 2000 Personen Platz.

Das neue Theater mit seiner grosszügigen und ästhetischen Ausstattung ganz nach dem Geschmack der Zeit wurde von der Bevölkerung sofort begeistert aufgenommen und erhielt hervorragende Kritiken. Dennoch gelang es weder Schikaneder noch seinen Nachfolgern – darunter Ferdinand Graf Pálffy –, die finanzielle Situation des Theaters, in dem hauptsächlich Opern und Wiener Volksstücke aufgeführt wurden, stabil zu halten. Erst als 1862 Friedrich Strampfer die Direktion übernahm – eingesetzt auf Geheiss der Gläubiger –, begann sich die Lage des Theaters zu verbessern.

Unter Strampfer begann am Theater an der Wien die glanzvolle Ära der Operette. Er schloss einen Dreijahresvertrag mit Jacques Offenbach ab, dessen Operette „Die schöne Helena“ 1865 im Theater an der Wien uraufgeführt wurde. In den folgenden 70 Jahren wurden auf dieser Bühne die erfolgreichsten Operetten aller Zeiten uraufgeführt, darunter „Die Fledermaus„, „Die lustige Witwe„, „Der Vogelhändler„, „Der Bettelstudent„, „Der Zigeunerbaron“ und viele weitere. Die meisten dieser Werke blieben fester Bestandteil des Programms.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte die Oper gezwungenermassen auf die Bühne des Theaters an der Wien zurück, da es als eine der Ausweichspielstätten für die durch Bombenangriffe beschädigte Staatsoper diente – dies bis 1955. Danach drohte dem Theater die Umwandlung in einen Nutzbau oder alternativ der Abriss zu Gunsten eines Neubaus. 1960 erwarb die Stadt Wien das Theatergebäude, liess es grundlegend renovieren und übergab es 1962 wieder seiner Bestimmung. Seitdem wurde im Theater an der Wien vor allem Musicals aufgeführt, und es wurde zu einem Mittelpunkt der Wiener Festwochen. Seit Januar 2006 wird das Theater an der Wien wieder als Opernhaus geführt, womit Wien nun über drei Opernhäuser verfügt. Ohne Sommerpause finden hier ganzjährig Aufführungen statt, und es wird mindestens eine Neuinszenierung pro Monat gezeigt.
Im März 2022 wurde der Betrieb für zwei Spielzeiten ins Museumsquartier ausgelagert und das Haus umfassend saniert. Die Neueröffnung erfolgte am Samstag, 18. Januar 2024 mit einer Neuinszenierung von Johann Strauss‚ Operette „Das Spitzentuch der Königin„.