4. Bezirk, Argentinierstrasse 20
Adalbert Freiherr von Lanna (1836-1909) war ein sehr vermögender Industrieller und Kunstmäzen, welcher eine berühmte Autographensammlung besass. In Gmunden am Traunsee liess er sich von Gustav Gugitz eine prachtvolle Gartenvilla errichten, welche architektonisch bedeutend ist und unter Denkmalschutz steht. Eine weitere Residenz liess er sich in Wien an der Argentinierstrasse erbauen, womit er den um 1865 in Timisoara geborene Oberbaurat Ernst von Gotthilf-Miskolczy beauftragte, welcher später zusammen mit seinem Partner Alexander Neumann u.a. das Palais Fanto am Schwarzenbergplatz plante. Gotthilf erhielt seine Ausbildung an der ETH in Zürich, der Technischen Hochschule Wien und der Akademie der bildenden Künste bei Carl Hasenauer. Er war für einige Zeit im Gemeinschaftsbüro der Architekten Ferdinand Fellner und Hermann Helmer tätig.
Das Palais Lanna aus dem Jahre 1895 ist ein frühes Werk Gotthilfs, welcher sich in seinen Anfängen an neobarocken und biedermeierlichen Stilelementen orientierte. Reiche Dekorationen, verschwenderische Verzierungen und üppige Innenausstattungen waren zu der Zeit typisch für Gotthilf. Erst während der Zusammenarbeit mit Alexander Neumann „beruhigte“ sich Gotthilfs Baustil und wechselte ins Schlichtere und Blockhafte mit weniger Dekor (z.B. Palais Fanto). Allein die Fassade des Palais Lanna zeigt es deutlich, dass es sich hier um ein Frühwerk Gotthilfs handelt.
Die Beletage über dem rustizierten Sockelgeschoss ist durch ihren reichen Fensterschmuck deutlich hervorgehoben. Die Fensterachsen sind durch korinthische Riesenpilaster mit üppigen Kapitellen gegliedert und ziehen sich über die Beletage und das darüber liegende Geschoss hinweg. Untypisch ist die Positionierung des Portals, welches sich nicht mittig, sondern linksseitig befindet.
Über dem Portal mit Wappenkartusche liegt ein reich geschmückter Erker, der zwei Geschosse hoch ist und von zwei grossen Hermen getragen wird. Auffallend ist bei dieser Fassadenpartie die Ähnlichkeit zum Palais Sturany an der Ringstrasse, welches vom Duo Fellner & Helmer erbaut wurde. Es ist denkbar, dass sich Gotthilf als deren Mitarbeiter hier die Inspiration geholt hat. Hinter dem Portal befindet sich ein prunkvolles Foyer mit einem eindrucksvollen Stiegenhaus.