Friedrich von Schmidt (1825-1891)

planet-vienna, Acrhitekt Friedrich von Schmidt

Am 23. Oktober 1825 wurde Friedrich Schmidt im württembergischen Frickenhofen bei Gschwend geboren. Sein Vater Johann Heinrich war evangelischer Pastor, verheiratet mit Christiana Sibylla geb. Härling. Friedrich Schmidt besuchte die Realschule in Schorndorf und die Oberrealschule sowie die königliche Gewerbeschule in Stuttgart. Ab 1843 liess er sich an der Kölner Dombauhütte zum Steinmetz und Werkmeister ausbilden und legte die Meisterprüfung ab. Während dieser Ausbildung realisierte Schmidt bereits seine ersten Projekte. An der Berliner Bauakademie legte er 1856 auch die Baumeisterprüfung erfolgreich ab.

Um 1849 ehelichte Schmidt Katharina Mohr, die Schwester des Kölner Bildhauers Christian Mohr. Der Ehe, die später geschieden wurde, entsprangen zwei Kinder. In den 50er-Jahren knüpfte Schmidt im Rahmen eines Denkmalprojekts und des Architekturwettbewerbs für die Votivkirche erste Kontakte nach Wien. Als protestantischer Pastorensohn standen seine Chancen, in der erzkatholischen Kaiserstadt Fuss zu fassen, jedoch nicht sehr gut. So trat er zum katholischen Glauben über und wurde um 1858 schliesslich auf Betreiben von Erzherzog Maximilian als Professor an die Mailänder Akademie berufen. Während dieser Periode nahm Schmidt zahlreiche Restaurierungsaufträge für norditalienische Kirchen entgegen. Bereits im Folgejahr, 1859, wurde Schmidt nach Wien an die Akademie der bildenden Künste berufen. Sein Debut in Wien gestaltete sich schwierig. Doch erhielt er den Auftrag für das neue Rathaus, welches sein Paradewerk werden sollte, sowie für weitere wichtige Bauwerke. Schmidt wurde zu einem der bedeutendsten Architekten der Ringstrasse und zum führenden Kirchenbauarchitekten der Donaumonarchie. 1863 wurde Schmidt schliesslich Dombaumeister von St. Stephan und führte dort bis zu seinem Tod die grundlegende Restaurierung.

planet-vienna, denkmal von friedrich von schmidt, architekt
Denkmal hinter dem Rathaus

Dank seines immensen Fachwissens wurde Schmidt regelmässig als Juror und Experte für die Beurteilung wichtiger Fragen der Architektur und Denkmalpflege herbeigezogen. Er übte somit grossen Einfluss auf die städtebauliche Entwicklung in Wien aus. 1883 wurde der gefeierte Architekt zum Ehrenbürger der Stadt Wien ernannt und 1886 geadelt. Er nannte sich nunmehr Friedrich Freiherr von Schmidt. Ab 1885 wohnte er in einem grosszügigen Appartment im Sühnhaus, dem von ihm geplanten und verwirklichten Gebäude, welches an der Stelle des 1881 abgebrannten Ringtheaters am Schottenring stand. Unerwartet starb der Architekt am 23. Januar 1891 mit erst 66 Jahren. Zum Zeitpunkt seines Todes stand war Oberbaurat und Dombaumeister Schmidt noch voll Schaffenskraft und von ungezähmtem Ehrgeiz. Projekte von ihm standen noch mitten im Bau. Mehrere fixfertige Pläne wurden schliesslich von seinen Schülern ausgeführt, von denen einige als bedeutende Baumeister in die Architekturgeschichte Wiens eingingen.

Friedrich von Schmidt etablierte als „Gotiker“ die Neogotik – vor allem in Österreich. Mehrere Wiener Vorstadtkirchen sind das Werk Schmidts. Sie alle weisen unverkennbar seine Handschrift auf. Obschon er als Vertreter des strengen Historismus beschrieben wird, liess er in seine Bauten auch romantische und späthistoristische Elemente einfliessen. Selbst der Romanik und Formen anderer Architekturperioden bediente er sich gelegentlich. Besonders bemerkenswert ist Schmidts Realisierung eines barocken Zentralbaus durch die ausgeprägte Formensprache der Neogotik im Fall der Kirche Maria vom Siege. Er leistete wichtige Pionierarbeit bei der Einführung von Backstein im Kirchenbau, prägte aber gleichzeitig auch die profane Bauweise nachhaltig.

Friedrich Freiherr von Schmidt liegt auf dem Zentralfriedhof in der Ehrengräbergruppe 14A bestattet. Eine verhältnismässig schlichte, aber monumentale Grabplatte bedeckt seine letzte Ruhestätte. Da Friedrich von Schmidt nicht nur Gesamtwerke realisierte, sondern eine Vielzahl an Restaurierungen durchführte, bei denen er es nicht nur bei der Aufarbeitung der alten Bausubstanz beliess, sondern diese mit eigenhändig entworfenen Zusatzelementen versah, ist eine abschliessende Aufzählung seines Schaffens nahezu unmöglich. Deshalb wird in der Folge eine Auswahl an den massgeblichsten Werken in Wien und ausserhalb aufgelistet.


planet-vienna, Acrhitekt Friedrich von Schmidt, Grab von Schmidts auf dem Zentralfriedhof
Grab von Schmidts auf dem Zentralfriedhof

Bauwerke in Wien:

Lazaristenkirche
– Akademisches Gymnasium
Kirche St. Othmar
Brigittakirche
Kirche Maria vom Siege
Rathaus
Kirche St. Severin
– Sühnhaus (zerstört)
Kirche St. Josef zu Weinhaus
– Miethäuser am Rathausplatz Nr. 2-4 und 7-9
– Österreichisch-ungarische Bank


Weitere Bauwerke:

Stiftskirche Klosterneuburg (Renovierung und Doppeltürme)
– Haus Erben, Köln (abgebrochen)
– Haus Schaeben, Köln
– Mitarbeit am südlichen Querschiff des Kölner doms
– Wohn- und Geschäftshaus, Trier
– Kriegerdenkmal, Krefeld
– Pfarrkirche St. Stephan, Krefeld,
– Pfarrkirche St. Mathilde, Quedlinburg
– Pfarrkirche St. Getrud, Krefeld
– Pfarrkirche St. Pankraz, Garzweiler
– Pfarrkirche St. Mauritius, Hattingen
– Kathedrale von Diakovar
– Pfarrkirche St. Pauli Bekehrung, Erkelenz-Lövenich
– Pfarrkirche von Bruck an der Grossglocknerstrasse
– Schloss Fischorn, Bruck an der Grossglocknerstrasse (Restaurierung)
– Pfarrkirche zum Heiligsten Herzen Jesu, Weiler
– Herz-Jesu-Asylkirche, Riedenburg
– Schloss Wernigerode (Schlosskirche)
– Liebfrauenkirche, Dortmund
– Dom zu Fünfkirchen (Restaurierung)
– Schloss Runkelstein (Wiederherstellung)
– Pfarrkirche St. Sulpitius, Frastanz
– Burg Karlstein (Umbauten)
– Pfarrkirche St. Josef und Nikolaus, Silbertal
– Pfarrkirche Mariae Rosenkranz, Mülheim an der Ruhr
– Schloss Baron Wrangel, Kiew
– Burg Meran (Restaurierung)
– Burg Waidhofen a.d. Ybbs (Restaurierung)
– Denkmal für österreichische Krieger, Köln
– Pfarrkirche, Bochum
– Kirche Santa Maria dell’Orto, Venedig (Restaurierung)
– Pfarrkirche Schwarzau am Steinfeld
– Pfarrkirche Bad Gastein
– Katholische Kirche, Tuttlingen
– Filialkirche Siegersdorf (zerstört)
– Dom von Zagreb (Restaurierung)
– Nationalmuseum, Zagreb
– Pfarrkirche St. Nikolaus, Innsbruck
– Katharinenkirche, Oppenheim (Restaurierung)
– Pfarrkirche von Jawornik in Böhmen
– Kathedrale St. Florin, Vaduz
– Postgebäude, Basel (Erweiterung)
– Pfarrkirche Veldes
– Herz-Jesu-Kirche, Köln
– Marinekirche, Pola