10. Bezirk, Keplerplatz

Im Jahr 1857 stellte Kardinal Josef Othmar Rauscher bei Kaiser Franz Joseph den Antrag auf finanzielle Unterstützung für den Bau einer Kirche in Favoriten. Aufgrund des starken Bevölkerungswachstums in den Wiener Vorstädten war dies dringend angezeigt. Es dauerte jedoch 15 Jahre, bis der Kaiser die erforderlichen Mittel bewilligte. Erst 1872 konnte nach den Plänen des Architekten Josef Bergmann mit dem Bau der neuen Kirche St. Johann Evangelist begonnen werden.

Am Vormittag des 9. Oktober 1876 wurde die vollendete Kirche im Rahmen eines feierlichen Festakts von Fürsterzbischof Rudolf Kutschker geweiht. Damit wurde Favoriten, das kirchlich bis dahin zur Pfarre St. Elisabeth auf der Wieden gehört hatte, zu einer eigenständigen Pfarre erhoben. Bis etwa 1890 war Favoriten mit rund 110’000 Katholiken die grösste Pfarre Wiens. Aufgrund dieser Entwicklung wurde die Kirche St. Anton von Padua errichtet, und die Pfarre 1891 in mehrere Einheiten aufgeteilt. Während des Zweiten Weltkriegs erlitt die Johanneskirche schwere Bombenschäden, die in den darauffolgenden Jahren nach und nach behoben wurden. Zwischen 1985 und 1986 erfolgte eine Restaurierung des Kircheninneren und 1999 eine umfassende Sanierung der Türme.
Reicher Figurenschmuck

Die Johanneskirche am belebten Keplerplatz ist im Stil der italienischen Renaissance gestaltet und als dreischiffige Pfeilerbasilika ausgeführt. Der Bau misst etwa 52 Meter in der Länge und 23 Meter in der Breite. Das Mittelschiff erreicht eine Höhe von 18 Metern, während die beiden Türme 50 Meter hoch aufragen. An der Fassade befinden sich Steinfiguren der Heiligen Petrus, Jakobus, Johannes und Elisabeth. Ursprünglich verfügte die Kirche über sieben Altäre, und sowohl das Mittelschiff als auch der Chorraum waren freskiert. Der neubarocke Hochaltar, gestaltet von Karl von Blaas, zeigt die Offenbarung des Johannes auf der Insel Patmos. Besonders bemerkenswert ist der reiche figurale Schmuck an Wänden, Pfeilern und Kanzel.




