1. Bezirk, ehem. Schenkenstrasse 7 / Löwelstrasse 12
Die von Palm waren eine deutsche Adelsfamilie, deren Mitglieder im Lauf der Zeit vom Stand der Reichsritter in den Stand der Reichsfreiherren und später zu Reichsfürsten aufstiegen. Die Stadt Esslingen am Neckar war ein Zentrum ihres Wirkens. Erwähnenswert ist die Rolle des Carl Joseph von Palm (1698-1770), der sich im Jahre 1729 im kaiserlich diplomatischen Dienst die Erhebung in den Reichsfreiherrenstand verdient hat. 1734 wurde er zum österreichischen Direktorialgesandten auf dem Reichstag zu Regensburg berufen. Um 1745 wurde er von Franz I. Stephan zum Prinzipalkommissar in Regensburg ernannt und fünf Jahre später in den Reichsgrafenstand erhoben. Wegen Sabotage kaiserlicher Absichten wurde von Palm 1754 seines Amtes enthoben. Erbbedingt war er jedoch zu einem riesigen Vermögen gekommen.
Sein Sohn Carl Joseph (1749-1814), der um 1774 die Herrschaft Hohengundelfingen kaufte, erreichte 1783 die Erhebung der von Palm in den Reichsfürstenstand, die ihn rund 500’000 Gulden kostete. Das Geld wurde für die Wohlfahrtspolitik Kaiser Josephs II. verwendet. Carl Joseph hatte einen Sohn namens Carl Joseph Franz (1773-1851). Dieser besass Grundstücke in Fünfhaus und Gumpendorf. Er starb kinderlos und mit ihm das Fürstengeschlecht derer von Palm-Gundelfingen. An ihn erinnert heute noch die Palmgasse im 15. Bezirk.
Die Fürsten von Palm besassen in Wien ein repräsentatives Palais. Über das Haus ist wenig bekannt. Überliefert ist, dass der angesehene Vorarlberger Stuckateur Hieronymus Moosbrugger am Gebäude mitgearbeitet hat. Das Haus war Teil des ehemaligen Palaisensembles, das heute von der Bankgasse, der Schenken- und der Löwelstrasse begrenzt wird. Von diesem Ensemble stehen noch das Stadtpalais Strattmann und das Concordia-Haus (ehemaliges Althansches Freihaus) mit der Adresse Bankgasse 6. Während des Wiener Kongresses 1814/15 unterhielt Wilhelmine Herzogin von Sagan im rechten Flügel des Palais Palm einen weit herum bekannten politischen Salon. Gleichzeitig residierte ihre Rivalin, die russische Gräfin Katharina Pawlowna Skawronska – auch bekannt als Fürstin Katharina Bagration –, im linken Gebäudeteil und übte ihre diplomatischen Tätigkeiten aus. Beide Damen hatten einst ein Verhältnis mit dem Fürsten Clemens von Metternich.
Komplett aus dem Stadtbild verschwunden
Ein erhaltener Stich von Salomon Kleiner zeigt das Palais Palm als neunachsigen Barockbau mit zwei Seitenrisaliten und einem einachsigen, verbreiterten Mittelrisaliten. Die Fassade wurde durch Ortsteinquaderung gegliedert, das Sockelgeschoss war gebändert. Sämtliche Fenster der oberen beiden Geschosse wiesen Parapetfelder auf und diejenigen der Beletage Rund- und Giebelverdachungen. Über dem zentralen Fenster über dem Portal prangte eine reich gestaltete Wappenkartusche mit figuralem Schmuck. Ein ausschwingender Balusterbalkon über dem Portal ruhte auf zwei Doppelkonsolen und wurde von zwei figuralen Postamentaufsätzen flankiert.
Das Palais Palm, seinerzeit eher bekannt als Fürst Palm’sches Haus, wurde im Zuge der Schleifung der Basteien um 1857 demoliert. An seiner Stelle wurde im Jahre 1876 vom Fürst Liechtenstein’schen Baubüro ein stattliches Mietshaus im Stil der Neu-Wiener-Renaissance mit polygonalem Grundriss erbaut. Das Gebäude ist heute der gegen das Burgtheater hin abschliessende Teil des oben erwähnten Häuserensembles mit der Adresse Schenkenstrasse 7 und Löwelstrasse 12. An das Barockpalais der Fürsten von Palm-Gundelfingen erinnert heute nichts mehr.