Franz I. Stephan (1708-1765)

Kaiser

planet-vienna, kaiser franz I. stephan

Franz Stephan wurde am 8. Dezember 1708 in Nancy als Sohn des Herzogs von Lothringen und Elisabeth Charlotte von Orléans geboren. Durch seinen Urgrossvater, Kaiser Ferdinand III., hatte er habsburgische Wurzeln. Nachdem Franz Stephans Bruder Leopold 1723 unerwartet verstorben war, rückte er in der Erbfolge nach. Der 15-jährige Franz Stephan war nach Übereinkunft seines Vaters mit Karl VI. als Ehemann für Karls Tochter Maria Theresia vorgesehen. Karl nahm den Lothringer-Spross wie einen Sohn bei sich auf und liess ihn höfisch erzhiehen. Nach dem Tod seines Vaters übernahm Franz Stephan 1729 das Herzogtum Lothringen. Auf Drängen seines künftigen Schwiegervaters verzichtete er jedoch 1735 auf Lothringen und erhielt dafür das Herzogtum Toskana.

planet-vienna, kaiser franz I. stephan, büste von franz xaver messerschmidt
Büste von Franz Xaver Messerschmidt um 1760

Am 12. Februar 1736 heiratete Franz Stephan Maria Theresia. Diese Verbindung war nicht nur eine politische Zweckheirat, wie es in der habsburgischen Heiratspolitik üblich war, sondern die beiden hegten eine von tiefer gegenseitiger Zuneigung geprägte Beziehung. Gemeinsam hatten sie 16 Kinder und galten als glückliches Paar. Nach dem Tod von Karl VI. trat Maria Theresia aufgrund der Pragmatischen Sanktion die Thronfolge als Regentin an. Allerdings erhob Kurfürst Karl Albrecht von Bayern Ansprüche auf die österreichischen Erblande und berief sich auf das Testament Ferdinands I., das im Falle des Aussterbens der habsburgischen männlichen Linie die Wittelsbacher als Erben vorsah. 1742 liess sich Karl Albrecht zum Kaiser Karl VII. krönen, regierte jedoch nur drei Jahre. Er starb 1745 überraschend.

Ein Kaiser lässt seine Frau regieren

planet-vienna, kaiser franz I. stephan, sarkophag in der kaisergruft
Der mächtige Doppelsarkophag Franz Stephans und seiner Frau in der Kaisergruft

Sein Sohn Maximilian Joseph zeigte sich bereit, den Kaisertitel an Franz Stephan abzutreten. Am 4. Oktober 1745 fand in Frankfurt die Krönung statt. Die politischen Geschäfte überliess Franz I. Stephan jedoch weitgehend seiner Frau Maria Theresia, welche diese Aufgabe mit grosser Geschicklichkeit meisterte. Er selbst widmete sich vor allem den Naturwissenschaften und gründete die Erste Wiener Schule der Medizin. Auch der Tiergarten Schönbrunn und bedeutende Mineraliensammlungen gehen auf sein Engagement zurück. Dank seines wirtschaftlichen Talents gelang es ihm, ein beträchtliches Vermögen anzuhäufen, das später zur Sanierung des österreichischen Staates beitragen sollte.

Franz I. Stephan war aufgrund seiner nahbaren und unkomplizierten Art beim Volk äusserst beliebt. Bei der Hochzeit seines Sohnes Leopold II. am 18. August 1765 in Innsbruck erlitt er einen Schlaganfall und verstarb noch vor Ort. Sein Tod wurde vom Volk tief betrauert.

planet-vienna, kaiser franz I. stephan, detail des sarkophages in der wiener kaisergruft