Otto Wagner wurde am 13. Juli 1841 in Wien-Penzing geboren. 1857 begann er sein Studium am Polytechnikum in Wien, 1860/61 besuchte es die Königliche Bauakademie in Berlin. Anschliessend setzte er seine Ausbildung an der Akademie der bildenden Künste in Wien fort. Als Schüler von August Sicard von Sicardsburg und Eduard van der Nüll sowie später als Mitglied im Kreis um Ludwig Förster und Theophil Hansen sammelte Wagner wertvolle praktische Erfahrungen, die seine architektonische Entwicklung massgeblich beeinflussen sollten.
Bereits ab 1864 war Wagner als selbstständiger Architekt tätig und arbeitete zunächst im Stil des Historismus, dem er bis 1898 treu blieb. Doch mit der Zeit liess er sich zunehmend vom aufkommenden Secessionismus inspirieren, was einen Wendepunkt in seiner Karriere markierte: Er wandte sich von seiner bisherigen Bauweise ab und legte immer mehr Wert auf Nüchternheit und Funktionalität. Dabei setzte er innovative Materialien wie Stahlbeton, Aluminium und Glas ein, die er auf völlig neue Weise verwendete. Wagner war der erste Architekt, der bei vielen seiner Bauwerke die tragenden Elemente unverkleidet liess. So wurden etwa sichtbare Blech- und Stahlträger zu zentralen Bestandteilen der ästhetischen Gestaltung.
Ab 1894 forderte Wagner in seinen Vorlesungen eine radikale Erneuerung der gesamten Baukultur und plädierte für eine Abkehr von der Nachahmung historischer Baustile. Als Professor prägte er eine ganze Generation von Schülern, die später selbst zu bekannten Architekten wurden und Wagners visionäre Ideen weitertrugen. Namen wie Josef Maria Olbrich, Oskar Laske, Otto Schönthal und Josef Plečnik sind untrennbar mit seinem Erbe verbunden.
Otto Wagner gilt heute als einer der bedeutendsten Vertreter des Jugendstils und als Pionier der modernen Architektur. Sein Einfluss auf die Architekturgeschichte ist unbestreitbar, und er wird oft als Begründer der modernen Baukunst angesehen. Wagner verstarb am 11. April 1918 in Wien, doch sein Vermächtnis lebt in seinen Werken und in der Architektur, die er nachhaltig geprägt hat, weiter.
Bauwerke in Wien (Auswahl):
– Stadtbahn
– Nussdorfer Wehr
– Kirche am Steinhof (mit Sanatorium)
– Wienzeilehäuser
– Kaiserbadschleuse
– Postsparkasse
– Saal des Harmonietheaters
– Miethäuser Stadiongasse
– Länderbank
– Wagnervillen Hüttelbergstrasse
– Hosenträgerhaus
– Palais Hoyos & Nachbarhaus
– Ankerhaus
– Schützenhaus
– Heilstätte für Lupuskranke
– Miethäuser Döblergasse / Neustiftgasse
– Grabenhof
– Haus Schottenring 23
– Häuser Harmoniegasse 1-10
Weitere Bauwerke (Auswahl):
– Synagoge Budapest
– Villa Hahn, Baden
– Villa Epstein, Baden