Am 23. Januar 1872 wurde Josef Plecnik (Jože Plečnik) im Slowenischen Laibach als drittes Kind eines Schreiners geboren. Während seine Brüder allesamt ein Hochschulstudium absolvierten, unterbrach Josef seine Schulbildung bereits nach kurzer Zeit und half im väterlichen Betrieb mit. Er bewies schon früh grosses Zeichentalent, was seinem Vater jedoch missfiel. Dieser wünschte keine Kunstschaffenden in seiner Familie. Josef Plecnik erhielt ein staatliches Stipendium für eine Ausbildung zum Tischler an der Gewerbeschule von Graz. Dort kam Plecnik zum ersten Mal mit der Architektur in Berühung, als er seinem Professor Leopold Theyer bei der Ausarbeitung von Plänen half.
Als Plecnik 20 Jahre alt war, starb sein Vater. Er war jedoch noch nicht bereit, dessen Tischlerbetrieb weiterzuführen. Plecnik ging – eher widerwillig – nach Wien, da er eine Anstellung bei der Möbelfabrik J.W. Müller erhalten hatte. Hier schuf er Entwürfe für Mobiliar, hauptsächlich im Stil des Historismus. Jetzt strebte Plecnik ein Studium an der Akademie der bildenden Künste an. Er legte Otto Wagner, der dort soeben sein Lehramt angetreten hatte, einige Entwürfe vor und wurde daraufhin zugelassen. Plecnik war vom Studium anfangs überfordert, weshalb er es unterbrach und im Atelier Wagners mitarbeitete. Es waren ideale Voraussetzungen, sich mit der Materie intensiv auseinanderzusetzen. 1895 trat Plecnik in Wagners Meisterklasse ein und schloss diese drei Jahre später als bester Schüler ab. In der Folge erhielt er ein Stipendium für eine längere Studienreise nach Frankreich und Italien. Zurück in Wien war er an zahlreichen namhaften Bauprojekten beteiligt.
1911 wurde Plecnik für die Nachfolge Otto Wagners an der Akademie der bildenden Künste vorgeschlagen, was von Franz Ferdinand jedoch abgelehnt wurde – wegen Plecniks slowenischer Herkunft. Verbittert begab er nach Prag, wo er eine Professur an der Kunstgewerbeschule angeboten erhalten hatte. Plecniks Hauptwerk in Prag war die Instandsetzung der Prager Burg, mit der er insgesamt 15 Jahre lang beschäftigt war. Nach 1920 wirkte Plecnik hauptsächlich in seiner Geburtsstadt Laibach als Professor und Architekt. Er verwandelte die bislang eher unscheinbare Provinzstadt mit seinen Grossprojekten in eine mondän anmutende Metropole. Plecnik wurde mit einer Vielzahl an Auszeichnungen und Honorierungen gewürdigt.
Am 7. Januar 1957 starb Josef Plecnik in seinem Haus in Laibach in bescheidenen Verhältnissen. Ebenso bescheiden ist sein Grabmahl, welches er sich bereits zu Lebzeiten hatte anfertigen lassen, um seinen Angehörigen die Auslagen zu ersparen. Plecniks Werk – vorwiegend später Jugendstil – ist von internationaler Bedeutung und geniesst in Architekturkreisen bis heute hohe Anerkennung.
Werke in Wien:
– Kaufhaus Neumann von Wagner (Mitgestaltung der Fassade)
– Villa Langer
– Villa Weidmann
– Zacherlhaus
– Miethaus Langer
– Villa Zacherl (Adaptierung, zerstört 1945)
– Villa Grassberger
– Stadtbahnstation Friedensbrücke
– Stadtbahnstation Rossauer Lände
– Stadtbahnstation Gumpendorferstrasse
– Karl-Borromäus-Brunnen, Landstrasse
– Grabmal für Heinrich Peham von Bojernberg
– Männerheim St. Josef in Währing
– Heilig-Geist-Kirche auf der Schmelz
– Weidmann-Haus (Interieur)
– Wartezimmer der Ordination Dr. Peham
– Karmeliterkirche Döbling (Innenausstattung)
Weitere Werke (Auswahl):
– Villa Loos, Melk
– Denkmal Benedict Schroll, Braunau in Böhmen
– Denkmal für die Kriegsopfer, Lany
– Auferstehungskirche (Erweiterung und Umbau), Bogojina
– Antonius-Kirche, Belgrad
– Kirche Maria von Lourdes, Zagreb
– Pavillon, Brijuni
– Wartezimmer der Ordination Dr. Knauer, Graz
– Burg / Hradschin (Um- und Ausbau), Prag
– Brunnen im Schloss Lany, Prag
– „Bügeleisenhaus“, Ljubljana
– Plecnik-Haus mit Wintergarten, Ljubljana
– Villa Prelovsek (Umbau), Ljubljana
– Kammer für Handel, Handwerk und Industrie (Umbau), Ljubljana
– Franziskus-Kirche, Ljubljana
– Kongressplatz, Ljubljana
– Zois-Strasse, Ljubljana
– Versicherungsgesellschaft „Vzajemna“, Ljubljana
– Denkmal der Illyrischen Provinzen, Ljubljana
– Dreibrücken, Ljubljana
– Promenade des Tivoli-Parks, Ljubljana
– Brücke der Tirnauer Pfarrkirche, Ljubljana
– Schusterbrücke, Ljubljana
– Tabakkiosk bei den Dreibrücken, Ljubljana
– Universitätsbibliothek, Ljubljana
– Michael-Kirche, Ljubljana
– Mariensäule am Jakobsplatz, Ljubljana
– Zentralfriedhof, Ljubljana
– Kapelle St. Jakob und Hl. Maria, Ljubljana
– Johanneskapelle, Ljubljana
– Werkstättengebäude, Ljubljana
– Markthallen an der Ljubljanica, Ljubljana