1. Bezirk, Himmelpfortgasse 4-8

Als Wien 1683 von den Türken belagert wurde, kam der künftige Prinz Eugen aus der Gegend von Mailand als 20-Jähriger ohne Hab und Gut nach Wien. Er hatte kein Geld und war mit Schulden beladen. So trat er in den Dienst der Habsburger und war in den Kriegen sehr erfolgreich und gewann wichtige Schlachten. Eugen wurde so im Laufe der Jahre zu einem wohlhabenden Mann und gehörte später zu den reichsten Männern Europas. Er kaufte oder baute zahlreiche Prunkbauten, unter denen sich auch die beiden Belvedère-Schlösser befinden. Im Jahre 1694 kaufte Prinz Eugen für 33’000 Gulden ein Haus an der Trabothgasse, der heutigen Himmelspfortgasse. Ein Jahr später erteilte er dem bedeutenden Barockbaumerister Johann Bernhard Fischer von Erlach den Auftrag, an dieser Stelle ein Palais mit sieben Fensterachsen zu errichten.

Der Spatenstich erfolgte im Jahre 1697. Es musste für das Gebäude ein angrenzendes Grundstück miteinbezogen werden, obwohl dieses erst 1702 rechtsgültig gekauft wurde. Ein Jahr später kam ein weiteres Grundstück im Osten dazu, wodurch das Palais auf zwölf Fensterachsen und ein zweites Portal erweitert werden konnte. Leitender Architekt dieses Hausteils war kein geringerer als Lucas von Hildebrandt. Um 1712 weihte man die Hauskapelle ein, welche 40 Jahre später in einen anderen Gebäudetrakt – ins vormalige Frühstückszimmer des Prinzen – verlegt wurde. Noch nicht genug, erwarb Prinz Eugen 1719 abermals ein Grundstück, was einen weiteren Ausbau um fünf Achsen ermöglichte. Im Jahre 1724 war das Palais vollendet und hat sein Gesicht bis auf wenige Ausnahmen bis zum heutigen Tage behalten. Das Finanzministerium ist nun hier untergebracht.

Hinter der frühbarocken, durch Riesenpilaster gegliederten Fassade mit ihren drei grossen Portalen findet man Räumlichkeiten, die zu den prachtvollsten in Wien gehören. Die wichtigsten Künstler der damaligen Zeit haben an der Gestaltung des Inneren mitgearbeitet. Die grösste Bedeutung fällt der Prunktreppe zu, die von mächtigen Atlanten flankiert wird, welche die darüber liegenden Emporen mit ihren Steinbalustraden tragen. Der gefeierte Bildhauer Giovanni Giuliani hat hier sein Können am deutlichsten unter Beweis gestellt. Zu den ganz besonders wertvoll ausgestatteten Räumen gehören das Paradezimmer, der Audienzsaal und das Goldkabinett, letzteres mit einer blattvergoldeten Decke, welche der überlieferung nach aus einem einzigen Stück Lindenholz geschnitzt sein soll. Maria Theresia soll geplant haben, nach dem Tod Prinz Eugens diese Decke nach Schloss Schönbrunn zu verbringen, doch war dies nicht umsetzbar, ohne das kostbare Stück zu beschädigen. So ist die Decke vor Ort geblieben. In den drei genannten Räumen wurde nur das kostbarste Material verwendet, welches zur Verfügung stand. Sie sind jedoch die einzigen Räume, die noch ihr ursprüngliches Interieur besitzen. Die restlichen Zimmer sind nicht minder prachtvoll, wurden jedoch im Laufe der Zeit verändert.







