14. Bezirk, Einwanggasse 30

Rudiger de Zolre (später Zoller) von Rodaun, Gefolgsmann des Grafen Friedrich von Hohenzollern und Burgherr am nördlichen Ufer des Wienflusses im heutigen Penzing, stellte im Jahr 1267 ein von Eichen gesäumtes Grundstück für den Bau einer Kirche zur Verfügung. Das Gelände lag hochwassersicher auf einer Anhöhe über dem Wienfluss. Um 1324 wurde das Gotteshaus zur Pfarrkirche erhoben und in den folgenden Jahrzehnten mehrfach vergrössert und erweitert. 1365 verlieh Rudolf IV. der Stifter der Pfarre das Patronatsrecht. Doch auch nach weiteren Umbauten reichte die Kirche für die wachsende Gemeinde bald nicht mehr aus, sodass abermals eine Vergrösserung notwendig wurde.

Während der beiden Türkenbelagerungen erlitt die Kirche schwere Zerstörungen. 1758 beauftragte Maria Theresia eine umfassende Erweiterung sowie die barocke Ausstattung nach Plänen von Matthias Gerl. Am 9. April 1945 wurde der Kirchturm durch Artilleriebeschuss russischer Truppen schwer getroffen und brannte vollständig aus. Dabei wurden auch das Dach der Sakristei und die Kirchenfenster zerstört. Erst um 1980 erfolgte der Wiederaufbau des Turms, diesmal in vereinfachter Form: Anstelle des barocken Zwiebeldachs erhielt er ein schlichtes Spitzdach. Gleichzeitig wurde auch das Kircheninnere restauriert.
Barock-klassizistische Ausstattung

Die spätgotische Penzinger Pfarrkirche war ursprünglich zweischiffig, erhielt ihre heutige Gestalt durch zahlreiche Umbauten. Sie ist die älteste Kirche Penzings und architektonisch von grosser Bedeutung. Das dreijochige Langhaus mit Seitenemporen mündet in einen gotischen Chor mit Netzrippengewölbe. Der barocke Hochaltar mit prächtigem Sprengwerk entstand 1776. Im Zentrum befindet sich ein grosses Altargemälde von 1766, das den Kirchenpatron Jakobus im Gebet zeigt. Das barocke Orgelgehäuse stammt ebenfalls aus dem Jahr 1776. Die Seitenaltäre kamen erst um 1845 hinzu, die klassizistische Kanzel folgte um 1870.

1969 legte man Fresken von 1720 frei, die Szenen aus dem Leben Jesu und Mariens darstellen. Sie wurden restauriert. 1981 erhielt die Kirche eine neue Orgel. An der Aussenwand erinnert eine grosse Gedenktafel an die Penzinger Opfer des Zweiten Weltkriegs. Auf der gegenüberliegenden Strassenseite steht eine gotische Lichtsäule – das einzige Relikt des ehemaligen Friedhofs, welcher die Kirche einst umgab und 1879 dem Strassenbau weichen musste. An der Säule wurden früher Kerzen für die Verstorbenen entzündet. Der Tabernakelpfeiler mit Kreuzigungsrelief stammt aus dem 15. Jahrhundert. Einer Sage zufolge soll sich während der Türkenbelagerung ein kleiner Bub in ihrer Nische versteckt haben und so der Zerstörung entkommen sein.


