Rudolf IV. der Stifter (1339-1365)

planet-vienna, rudolf VI. der stifter

Rudolf wurde am 1. November 1339 in Wien geboren. Er gilt gemäss aktueller Geschichtsforschung als einer der fähigsten und ehrgeizigsten Herrscher Österreichs im Spätmittelalter. Schon in jungen Jahren trat er mit königlichem Selbstbewusstsein auf. Einer seiner grössten Rivalen war sein Schwiegervater Karl IV von Böhmen, der Prag zu einem bedeutenden Machtzentrum gemacht hatte. Rudolfs oberstes Ziel war es folglich, Wien zur konkurrenzfähigen Hauptstadt seines Reiches auszubauen.

Ein besonderes Anliegen war ihm dabei die kirchliche Bedeutung Wiens: Die Stadt unterstand dem Bistum Passau und war kein eigenständiger Bischofssitz. Da Passau engere Verbindungen zum Papst pflegte, war Wien diese Ehre verwehrt. Um hier ein Zeichen zu setzten, liess Rudolf den Stephansdom im grossen Stil erweitern – wohl nicht ohne den Hintergedanken, mit dem Veitsdom in Prag konkurrieren zu können. 1365 gründete Rudolf die Wiener Universität, womit er seinem Widersacher nacheiferte, der zuvor die Karls-Universität in Prag ins Leben gerufen hatte.

Der Titel des Erzherzogs entsteht

planet-vienna, rudolf VI. der stifter
Als authentisch geltendes Porträt Rudolfs

Rudolf setzte sich genau so für die wirtschaftliche Stärkung Wiens ein, wobei er mitunter zu fragwürdigen Methoden griff. Ein Beispiel dafür ist die Fälschung des „Privilegium Maius“, welches ihm den Status eines Kurfürsten verlieh – ein Titel, den es in Österreich gar nicht gab. Aus dieser Manipulation heraus – abgeleitet von der Alternativbezeichnung „Erzfürst“ – entstand der habsburgische Titel des Erzherzogs, welcher später für die Dynastie prägend wurde. Ein bedeutender Erfolg Rudolfs war der Erbvertrag mit Margarethe von Tirol, durch den das Land Tirol 1363 nach dem Tod ihres Sohnes Meinhard III. an Österreich fiel. Ein Jahr später schloss Rudolf einen weiteren Erbvertrag mit Karl IV. von Böhmen, der die wechselseitige Erbfolge der Häuser Habsburg und Luxemburg regelte. Ebenfalls 1364 legte er mit seinen Brüdern Albrecht III. und Leopold III. die „Rudolfinische Hausordnung“ fest, die den gemeinsamen Besitz der habsburgischen Ländereien regelte. Dieser Erlass konnte jedoch nicht verhindern, dass es bald darauf zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Brüdern kam.

planet-vienna, rudolf VI. der stifter, Sandsteinstatue Rudolfs vom Stephansdom um 1360
Sandsteinstatue Rudolfs vom Stephansdom um 1360

Trotz einiger zweifelhafter Machenschaften trug Rudolf IV. wesentlich zur Entwicklung Wiens bei. Zudem war er der erste Fürst des Abendlandes, von dem ein authentisches Porträt überliefert ist. Gegen Ende seines kurzen Lebens litt Rudolf der Stifter an einer beginnenden Gesichtslähmung und verstarb am 27. Juli 1365 in Mailand. Seine letzte Ruhestätte fand er in der Habsburgergruft unter dem Stephansdom.