5. Bezirk, Schönbrunnerstrasse 52
Nach der zweiten Türkenbelagerung Wiens von 1683 wurde Hans Ehrenreich Freiherr von Oppel Eigentümer des Grundstücks, auf welchem das stark zerstörte Schloss Margareten stand. Oppel setzte sich intensiv für den Wiederaufbau ein. Sein Stiefsohn Anton Graf von Sonnau errichtete auf dem Gelände einen Meierhof, den er „Sonnenhof“ nannte. Um 1740 kam das Anwesen in den Besitz der Stadt Wien, die es in ein Armenhaus umwandelte.
1765 entstand anstelle einer bisherigen Holzkapelle nach Plänen von Franz Duschinger eine neue Armenhauskirche. Nach vier Jahren war der Rohbau erstellt, doch fehlten die finanziellen Mittel für die Innenausstattung. Ursprünglich war eine Doppelturmfassade geplant, die jedoch nie realisiert wurde. Am 28. April 1771 wurde die Kirche durch Kardinal Fürsterzbischof Graf von Migazzi eingeweiht, in Anwesenheit von Maria Theresia und ihrem Sohn Joseph II. 1783 wurde die Kirche zur Pfarrkirche erhoben, 1784 wurde das Armenhaus aufgslöst.
Der eingemittete Turm der Kirche erhielt erst um 1903 seine heutige Gestalt, wobei man sich an barocken Stilelementen orientierte. Etwa 1912 wurde die Kirche um einen Choranbau mit Freskenmalereien erweitert. Auch hier hielt man den ursprünglichen Baustil bei. Das grosse Hochaltarbild, das die Heilige Familie darstellt, stammt von Bartolomeo Altomonte. Die Seitenaltäre von 1771 wurden von Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg gestaltet. Die Gemälde der Heiligen Anna und Theresia schuf Gottfried Auerbach, während das Bild des Heiligen Leonhard von Anton Maulbertsch stammt. Die beeindruckende Pietà im linken Mittelteil des Kirchenschiffs wird entweder Giovanni Giuliani, Raphael Donner oder einem deren Schüler zugeschrieben.
Die vier grossen Sandsteinfiguren an der Turmfassade seitlich vom Portal stammen aus dem 18. Jahrhundert und stellen die Heiligen Stephan, Rochus, Sebastian und Johannes Nepomuk dar. Rechts vom Haupteingang ist eine Gedenktafel in die Kirchenmauer eingelassen, die an die Einsegnung des Leichnams von Franz Schubert am 21. November 1828 in der Kirche St. Joseph erinnert. Über dem Portal steht geschrieben „Den Armen zum Trost, den Reichen zur Mahnung, allen zum Heile“. Die Inschrift erinnert an die Funktion von St. Joseph als Armenhauskirche war.