8. Bezirk, Josefstädter Strasse 39
Im Jahre 1702 liess sich Gräfein Maria Katharina Strozzi ein vergleichsweise bescheidenes Sommerhaus erbauen mit einem grossen, schön angelegten Garten. Um 1714, nachdem die Gräfin gestorben war, ging das Anwesen in den Besitz ihres Erben Johann Ludwig Graf Khevenhüller über, welcher die Liegenschaft nur zwei Jahre später an Antonio Francesco Folco de Cardona, Erzbischof von Calencia, verkaufte. Dieser liess das bisherige Palais um zwei Seitentrakte erweitern und einen Vorhof anlegen. Darauf übergab er die Anlage Kaiser Karl VI. Um 1753 schenkte Maria Theresia das Palais Johann Graf Chotek, welcher das Palais ausbauen wollte, jedoch wegen finanziellen Gründen nicht den ganzen ursprünglichen Plan verwirklichen konnte.
Um 1770 war er gezwungen, eine grössere Parzelle des Gartens zu verkaufen. Bis mitte 19. Jahrhundert blieb das Palais im Besitze der Familie Chotek, welche es vermietete. Um 1841 richtete der Staat welcher das Palais im Jahr zuvor gekauft hatte, das k.u.k. Zivilmädchenpensionat ein. Die Institution benötigte mehr Platz, worauf das Palais aufgestockt und die Fassade verlängert und schlichter gestaltet wurde. In den Jahren 1877/78 errichtete man vor dem Palais an der Josefstädter Strasse einen Gebäudetrakt, um den Sichtkontakt auf die gegenüberliegende Reiterkaserne zu verhindern, damit unpässliche Kontakte zwischen den jungen Damen und der Kavallerie nicht zustande kommen konnten.
Im Jahre 1919 zog das Mädchenpensionat aus, und das Palais diente bis 1940 der Wiener Invalidenfürsorge. Danach war im Haus das Finanzamt untergebracht. Dem ansehnlichen Gebäude ist eine gartenseitige Freitreppe vorgelagert. Vom ursprünglichen Mobiliar ist nichts übrig geblieben, weil das Innere im Laufe der Zeit mehrmals verändert wurde. In den 90er Jahren des 20. Jahrhundert hat man bei Renovationsarbeiten eindrückliche Fresken gefunden, welche um 1740 entstanden waren. Die Malereien zeigen eine Grottenarchitektur aus rohem Mauerwerk verziert mit Korallen und Muscheln. Sie sind in Wien einzigartig.