4. Bezirk, Prinz Eugen Strasse 26
Die jüdische Bankiersfamilie Rothschild liess im 19. Jahrhundert in Wien mehrere repräsentative Wohnsitze errichten. Zwei der grössten – die Palais Albert Rothschild und Nathaniel Rothschild – wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört oder schwer beschädigt und nicht wieder aufgebaut. Erhalten geblieben ist jedoch das „Kleine Rothschild-Palais“ an der Prinz Eugen-Strasse 26, das 1894 von den zwei renommierten Theaterarchitekten Ferdinand Fellner und Hermann Helmer entworfen wurde. Das Palais gilt als Musterbeispiel der Wohnhausarchitektur des Architektenduos. Ab 1960 vermietete Familie Rothschild das Gebäude ans brasilianische Aussenministerium als Botschafter-Residenz. 1987 kaufte es der Brasilianische Staat der Rothschild-Familie ab.
Das Palais ist ein späthistoristischer Bau mit reichem Dekor im Stil des Neo-Barocks. Besonders prägnant ist der mittlere Teil der Fassade, der konvex hervortritt, wodurch die Fassade eine verspielte Dynamik erhält. Das rechtsseitig platzierte Portal, flankiert von grossen Atlanten, ist den Eingängen der barocken Innenstadt-Palästen nachempfunden. Die Beletage zeichnet sich durch auffallend hohe Fenster im französischen Stil aus. Im Zentrum des Palais liegt eine Kuppelhalle, um die sich die repräsentativen Räume anordnen. Die Wände sind teilweise mit wertvollen Holzvertäfelungen versehen, die Decken reich mit Neo-Rokoko-Stuck verziert, und auch das Mobiliar folgt dem eleganten Stil des Neo-Rokoko.