Palais Kaunitz

6. Bezirk, ehem. Amerlingstrasse 6

planet-vienna, das palais kaunitz in wien

Zwischen 1695 und 1698 liess der Rechtsanwalt Johann Ignatius Albrecht von Albrechtsburg in Gumpendorf ein Gartenpalais mit grosszügigem Umschwung für sich und seine Familie errichten. Der Name des Architekten ist nicht überliefert, jedoch wird Johann Bernhard Fischer von Erlach als möglicher Baumeister angeführt. Andere Quellen berichten, dass Aloys Wenzel Anton Graf Kaunitz-Rietberg das Haus 1760 erbauen liess, oder aber dass es ihm von Maria Theresia geschenkt wurde. Ein Stadtplan von 1706, der das Gebäude bereits mit dem dazugehörigen Garten zeigt, legt jedoch nahe, dass die Version, nach der der Bau auf Albrecht von Albrechtsburg zurückgeht, die wahrscheinlichste ist. Fürst Kaunitz erwarb das Anwesen wohl erst später und erweiterte es durch den Zukauf angrenzender Grundstücke.

1759 – andere Quellen nennen das Jahr 1815 – gelangten das Palais und der Park in den Besitz der Fürstenfamilie Esterházy, die es bis 1868 behielt. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts residierte im Palais zeitweise auch der türkische Botschafter. Die Esterházy-Familie brachte hier ihre bedeutende Gemäldesammlung unter, die der Öffentlichkeit zugänglich war.

Adaptiert, zerstört, demoliert

Das barocke Palais war geprägt von einem Portikus, dessen Balkon die gesamte hofseitige Breite des erhöhten Mittelrisalits einnahm und von vier Säulen getragen wurde. Auf der Gartenseite führte eine elegante, geschwungene Freitreppe mit zwei Armen hinunter. Das opulent ausgestattete Innere des Palais war geprägt von Fresken, Friese, Supraporten, wertvolle Holzvertäfelungen, prachtvolle Öfen und Statuen. Im weitläufigen Garten stand ein Pavillon, der gross genug war, um eine kleinere Familie zu beherbergen.

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Palais Kaunitz, rechts im Hintergrund die Mariahilfer Kirche

Als das Mariahilf-Gymnasium 1868 im Palais Kaunitz-Esterházy untergebracht wurde, passte man das Gebäude den neuen Anforderungen an, wobei fast die gesamte Innenausstattung entfernt wurde. Lediglich im ehemaligen Festsaal blieben einige Elemente – darunter das Fresko des florentinischen Meisters Marini und einige Wandspiegel – erhalten, die an die einstige Pracht erinnerten. 1877 fügte man dem Palais ein weiteres Stockwerk hinzu, wodurch auch die letzten Spuren der früheren Erscheinungsbildes verloren gingen. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebäude schwer beschädigt, zunächst notdürftig instand gesetzt und schliesslich um 1970 endgültig abgerissen. Heute erinnern nur noch die Namen der Kaunitz- und der Esterhazygasse an das einstige Gartenpalais.