3. Bezirk, Metternichgasse 4

Das Palais an der Metternichgasse wurde in den Jahren 1897/98 vom Architekten Friedrich Schachner für den reichen Industriellen Josef Bratmann errichtet. Schachner war zeitweise Mitarbeite im Atelier der beiden Architekten Johann Romano und August Schwendenwein. Er unternahm mehrere Studienreisen nach Italien, wo er sich hauptsächlich mit der italienischen Palastarchitektur der Hochrenaissance befasste.

Einige Jahre nach Fertigstellung des Palais Bratmann zog hier die jüdische Bankiersfamilie Thorsch ein. Das Palais war sehr kostbar ausgestattet mit italienischen Tapisserien, grossen Ölgemälden, Gobelins, weiteren Gemälden von berühmten Meistern, einem gold-weissen Festsaal und wertvollen Materialien wie feinste Seide. Rund 60 Zimmer waren im Palais Bratmann untergebracht, denn hier wohnte nicht nur die Familie Thorsch, sondern auch deren gesamtes Hauspersonal. Am 13. März 1938, ein Tag nach dem Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland, verliess Familie Thorsch Wien fluchtartig für immer und reiste via Meran in die Schweiz. Wenige Tage später wurde das Palais Bratmann von der NSDAP geplündert und besetzt.

Sie brachte hier später den Sitz des Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps (NSKK) unter. Schon bald entbrannte ein Buhlen verschiedener Museumsdirektoren um die Kunstwerke aus dem Palais Bratmann. So beanspruchten das Belvedere, das Kunsthistorische Museum, das Ferdinandeum in Innsbruck und zahlreiche weitere Museen einen Teil der Gemälde und Kunstgegenstände. Nach dem Krieg unternahm die Familie Thorsch vergeblich mehrere Versuche, ihr rechtmässiges Eigentum zurückzufordern.

Das Palais Bratmann ist ein stattlicher Bau im Stil der freien Renaissance mit drei Geschossen über dem Hochparterre. Die Fenster der Beletage sind mit ausgeprägtem Schmuck hervorgehoben. Mittig über dem rustizierten Sockelgeschoss ist ein langer Balkon mit Balustradengeländer angebracht. Heute ist im Palais Bratmann die Botschaft der Volksrepublik China untergebracht.