1. Bezirk, Augustinerstrasse 3
1624 stiftete Kaiserin Eleonora in der Augustinerkirche eine Seitenkapelle, die der Casa Sancta in Loreto nachempfunden war. Ursprünglich hatte die Kapelle unverkleidete Steinwände, einen Altar und eine Nische mit einer Statue der Maria mit dem Jesuskind aus Zedernholz. Nach der Weihe wurde das Gnadenbild der Maria Lauretana in der Kapelle aufgestellt. Die nächsten 150 Jahre diente sie als zweite höfische Kapelle.
Seit Jahrhunderten war es bei den Habsburgern Brauch, den verstorbenen Angehörigen des Kaiserhauses die Herzen zu entnehmen und zusammen mit den anderen sterblichen Überresten in der Herzogsgruft unter dem Stephansdom zu bestatten. Kaiser Ferdinand IV. jedoch wünschte, dass sein Herz zu Füssen der Madonna von Loreto in der Loretokapelle ruhen soll. Seitdem wurden die meisten nachfolgenden Herzen der Habsburger in der Loretokapelle bestattet. Die Urnen wurden in einer mit Marmor verkleideten Vertiefung zwischen dem Altar und der Nische mit der Statue platziert.
Als das Augustinerkloster 1784 aufgehoben wurde, verlegte man die Loretokapelle samt Herzgruft in einen Seitenraum der Georgskapelle. Nach Einführung der Silberabgabepflicht während der napoleonischen Kriege 1809 wurde die kostbare Inneneinrichtung der Loretokapelle entfernt. Heute liegt die Herzgruft – zugänglich durch eine Eisentür – in einem Seitenraum der Kapelle. Insgesamt 54 Urnen finden sich in der Gruft. Alle sind aus reinem Silber gefertigt, mit Ausnahme derjenigen von Kaiser Matthias, sie ist aus Gold. Die auffallend grosse Urne rechts im Raum enthält die Herzen von Maria Theresia und ihrem Gemahl Franz I. Stephan. So wie ihre Körper einen Sarg in der Kaisergruft teilen, teilen ihre Herzen hier eine Urne. Einige Herzen von Angehörigen des Kaiserhauses befinden sich weiterhin in der Herzogsgruft unter dem Stephansdom, in der Kaisergruft oder an einem testamentarisch bestimmten Ort.