3. Bezirk, Schwarzenbergplatz 4
Das mächtige Gebäude mit der Inschrift „Österreichs Industrie gewidmet“ ist augenscheinlich die grösste aller Monumentalbauten am Schwarzenbergplatz. Der auf drei Seiten freistehende Repräsentativbau ist 1909 nach Plänen von Karl König fertiggestellt worden. Die Bauarbeiten dauerten drei Jahre. Die offizielle Inbetriebnahme erfolgte am 5. März 1911 durch Kaiser Franz Joseph. Das Gebäude war als Sitz für die 1862 gegründete Vereinigung der Österreichischen Industrie errichtet worden.
Das „Haus der Industrie“ überstand den Zweiten Weltkrieg unbeschadet, ganz im Gegenteil zum benachbarten Palais Pollack-Parnau. In der Nachkriegszeit spielte das Gebäude insofern eine historisch wichtige Rolle, als sich hier Repräsentanten der Besatzungsmächte zu dnejenigen wegweisenden Berastungsgesprächen trafen, welche schliesslich zum 1955 im Schloss Belvedere unterzeichneten Staatsvertrag führten. Noch heute ist hier die Industriellenvereinigung beheimatet.
Der späthistoristische Bau mit neobarocken Formen und monumentaler viergeschossiger Schaufront ist in Risalite mit ausgeprägten, reich vasen- und balustradenbesetzten Attiken gegliedert. Charakteristisch für das Gebäude ist die nach süden zeigende Kante, welche abgerundet verläuft. Die riesige mittige Kartusche über der Schaufassade trägt ein Relief. Es zeigt eine Allegorie auf die Industrie. Die gesamte Fassade ist ab dem Mezzanin durch eine ionische Pilasterordnung gegliedert. Das Sockelgeschoss ist ausgeprägt gebändert, mittig bilden drei rundbogige Tore die Eingangspartie.
Auf das repräsentative Eingangsfoyer hinter den Portalen folgt ein dreiläufiges Stiegenhaus mit Oberlicht. Das aufwendig gestaltete Geländer ist aus Schmiedeeisen gefertigt, der Treppenlauf mit mehrfarbigem Marmor verkleidet. Die Stiege führt ins obere Foyer. Dieses ist pilastergegliedert und wird von einer kassettierten Decke überspannt, welche von vier mächtigen Rundsäulen aus rötlichem Marmor getragen wird. Der Fussboden besteht aus einem feinen Steinmosaik.
Repräsentativster Raum ist der grosse, über zwei Geschosse reichende und mit Emporen versehene Festsaal. Die Wände sind pilastergegliedert, die Decke wird mit einem grossflächigen Oberlicht durchbrochen. Zarte Rot- und Blautöne sowie vergoldeter Stuck prägen das Erscheinungsbild des prächtigen Saals. Im Zentrum der Stirnwand ist ein Ölgemälde eingelassen, welches Kaiser Franz Joseph in ganzfiguriger Abbildung zeigt. Die von Karyatiden flankierte Kartusche hoch darüber zeigt das Wappen der Industrie. Im angrenzenden kleineren Saal erinnert eine Gedenktafel an die Tagungen der Besatzungsmächte.