Burgplatz 1, Wiener Neustadt

Die Ursprünge der Wiener Neustädter Burg liegen in den ersten Jahrzehnten nach der Stadtgründung. Diese erfolgte, nachdem 1192 das Herzogtum Steiermark aufgrund einer Erbschaftesregelung in Babenbergischen Besitz gekommen war. Die Babenberger planten eine befestigte Stadt, um ihr Reich gegen Bedrohung aus dem Osten zu verteidigen. Bereits um 1200 begannen die Babenberger mit einem Kirchenbau zu „Neustadt“, dem späteren Wiener Neustädter Dom.

Gegen Mitte des 13. Jahrhunderts entstand im Südosten der Stadt eine Festungsanlage mit vier markaten Ecktürmen. Diese Zitadelle wurde durch die Erdbeben von 1348 und 1356 stark beschädigt. Unter dem Habsburger Leopold III. entstand ein Neubau, der 1379 fertiggestellt war. Im 15. Jahrhundert verlegte Kaiser Friedrich III. seine Herrschaftsresidenz von Prag nach Wiener Neustadt und baute die Burg ab 1440 aus. Sie wurde zum neuen Habsburgischen Machtzentrum. Er liess die St.-Georgs-Kirche erbauen, wodurch die Festung ihren heutigen Umfang erhielt. Abgesehen davon, dass von den einst vier Ecktürmen nur noch einer vorhanden ist, hat sich am Aussehen der Wiener Neustädter Burg seither äusserlich wenig verändert. Friedrichs Nachfolger Maximlian I. wurde auf der Wiener Neustädter Burg geboren. Während dessen Regierungszeit verlor die Burg ihre Funktion als hauptsächliche Habsburger-Residenz allmählich wieder an Wien. Trotzdem wählte Maximlian die Georgskirche als seine letzte Ruhestätte.
Die Kaiserresidenz wird zur Militärakadmie
1751 erliess Maria Theresia, dass die Wiener Neustädter Burg Ausbildungsstätte für adlige Kadetten wird. Das Gebäude wurde für diesen neuen Zweck baulich adaptiert. Schäden nach dem Erdbeben von 1768 wurden behoben. Im Zuge dessen passte Baumeister Nikolaus Pacassi die Burg den zeitgemässen Bedürfnissen der Theresianischen Militärakademie an. Bis zum Zweiten Weltkrieg nahm man kaum mehr nennenswerte Änderungen an der Wiener Neustädter Burg vor.
Da Wiener Neustadt nach dem „Anschluss“ Österreichs ans nationalsozialistische Deutschland zu einem Zentrum der Kriegsindustrie geworden war, erklärten es die Alliierten zu einem der oberen Angriffsziele: Gegen Ende des Krieges wurden Stadt und Burg in Schutt und Asche gelegt. Von der Burg blieb lediglich eine ausgebrannte Ruine übrig. Von 1946 bis 1959 wurde die Burg zu Wiener Neustadt rekonstruiert, zumindest äusserlich. Das Innere wurde modern konzipiert, um den Ansprüchen der Militärakademie, welche hier 1958 ihren Betrieb wieder aufnahm, gerecht zu werden.
