Ehemalige Schwarzspanierkirche

9. Bezirk, Schwarzspanierstrasse 13

planet-vienna, die ehemalige schwarzspanierkirche in wien

Hinter der heutigen Votivkirche an der Schwarzspanierstrasse stand einst die Klosterkirche der Benediktiner von Montserrat, auch „Schwarzspanier“ genannt, die während der Türkenbelagerung 1683 zerstört wurde. Um 1690 erfolgte die Grundsteinlegung zu einem Neubau mit monumentaler Hauptfassade, der nahezu fünf Jahrzehnte später, am 6. September 1739, von Erzbischof Sigismund Graf von Kollonitsch feierlich eingesegnet wurde.

Der schwäbische Bildhauer Johann Baptist Straub gestaltete einen bedeutenden Teil der barocken Innenausstattung, darunter Kanzel, Kirchenbänke, Orgelbekrönung, figürlichen Schmuck und zahlreiche Ornamente. Der Glockenturm, 1749 vollendet und als einer der schönsten Wiens gepriesen, musste nach einem Blitzeinschlag bereits 1755 wieder abgetragen werden.

planet-vienna, die ehemalige schwarzspanierkirche in wien, stich um 1724
Stich um 1724
planet-vienna, die ehemalige schwarzspanierkirche in wien, abbildung um 1750
Ansicht aus der Zeit um 1750

Um 1780 verliess der Schwarzspanierkonvent das Kloster und übersiedelte in den 1. Bezirk. Die Kirche fiel daraufhin an das Militär-Ärar. In den folgenden Jahren wurde ihre Innenausstattung sukzessive entfernt und auf andere Kirchen verteilt. Ein monumentales Altarbild von Antonio Bellucci gelangte in die Jesuitenkirche nach Linz, die Deckenfresken Antonio Pellegrinis wurden übermalt. 1787 liess Kaiser Joseph II. die Schwarzspanierkirche aufheben und profanieren; sie diente fortan als Militärmagazin. 1861 erlebte das Gotteshaus eine Wiedereröffnung als evangelische Garnisonskirche. Es erhielt eine neue Ausstattung mit Orgel, Kanzel und Kirchengestühl und wurde vornehmlich für die Gottesdienste der evangelischen Soldaten der Wiener Garnison genutzt. Nach 1918 wurde die Kirche geschlossen; die Funktion als Garnisonskirche ging an die Stiftskirche an der Mariahilfer Strasse zurück, welche diese Rolle bereits bis 1799 innegehabt hatte.

Zerstörung und Erhalt der Fassade

planet-vienna, Blick ins Innere der Schwarzspanierkirche bei der Wiederinbetriebnahme als evangelische Garnisonskirche
Blick ins Innere bei der Inbetriebnahme als evangelische Kirche der Garnison 1861

1930 wurde die Schwarzspanierkirche erneut geöffnet, diesmal für orthodoxe Gottesdienste. Nach dem „Anschluss“ 1938 nutzte die Wehrmacht sie als protestantische Militärkirche. Eine Restaurierung von 1939 brachte die übermalten Fresken Pellegrinis wieder ans Licht, zudem erhielt die Kirche ein Gemälde des Nürnberger Malers Joachim von Sandrart als Stiftung der Erzdiözese Wien. Doch nur ein Jahr nach der feierlichen Wiedereröffnung am 23. Mai 1943 wurde das Gebäude durch Bombentreffer schwer beschädigt und nicht wiederhergestellt. 1963 erfolgte der Abbruch der Ruine; lediglich die weitgehend unversehrte Hauptfassade blieb erhalten. Sie wurde renoviert und 1966 in das neu errichtete evangelische Studentenheim integriert. Die imposante Fassade lässt bis heute die Dimensionen der einstigen Schwarzspanierkirche erahnen.