Servitenkirche

9. Bezirk, Servitengasse 9

planet-vienna, die Servitenkirche in wien

Am 16. September 1638 erhielt der Servitenorden von Kaiser Ferdinand III. – möglicherweise unter Fürsprache von Octavio Fürst Piccolomini – die Erlaubnis, in der Wiener Rossau eine Niederlassung zu gründen. Zunächst entstand eine provisorische Holzkirche, die am 19. Mai 1639 feierlich geweiht wurde. Der Bau der heutigen barocken Servitenkirche begann mit dem Spatenstich am 11. November 1651 unter der Leitung von Martin Carlone. Dieser orientierte sich an den Prinzipien des italienischen Architekten Palladio und schuf ein bedeutendes sakrales Bauwerk, das später als Vorbild für die Wiener Karlskirche, Peterskirche und Salesianerinnenkirche diente. Die Weihe der Kirche in der Rossau erfolgte 1670, während die Innenausstattung erst sieben Jahre später vollendet wurde. Die beiden Türme sowie die St.-Peregrinus-Kapelle kamen erst im 18. Jahrhundert hinzu.

planet-vienna, die Servitenkirche in wien

Der elliptische Innenraum der Servitenkirche ist zum Hochaltar hin verlängert und wird durch vier prägnante Altarnischen gegliedert. Hinter dem Hochaltar schliesst sich die Sakristei an. Besonders verehrt wird die Pietà auf dem Schmerzensaltar, die zugleich das Grabmal des Fürsten Piccolomini ist und aus dem Jahr 1470 stammt. Der Liboriusaltar – gestiftet von Freiherr Christoph von Abele – zeigt Figuren des heiligen Christophorus, Abeles Namenspatron, und der heiligen Klara, Namenspatronin seiner Ehefrau. Beide Stifter verewigten sich mit ihren Familienwappen in der Kirche. Während der Belagerung Wiens durch die Türken im Jahr 1683 gewährte Abele den Servitenmönchen Zuflucht in seinem Haus innerhalb der Stadt. Die ausserhalb der Stadtmauern gelegene Kirche selbst entging nur durch einen glücklichen Zufall der Zerstörung.

Mariens Allgegenwart innerhalb der Kirche

planet-vienna, die Servitenkirche in wien

Der Sebastiansaltar wird von den Statuen des heiligen Augustinus und des heiligen Ambrosius, Täufer des Augustinus, flankiert. Letzterer ist ein bedeutender Bezugspunkt für die Serviten, da sie nach der Ordensregel des heiligen Augustinus leben. Ein besonderer Blickfang der Kirche ist die reich verzierte Kanzel aus dem Jahr 1793, an der unter anderem ein Servitenmönch aus Mieders in Tirol mitwirkte. Das Hochaltargemälde zeigt die Verkündigung Mariens, bezugnehmend auf das Kirchenpatrozinium Mariae Verkündigung. Das Gemälde wird von Steinfiguren eingerahmt, die Zacharias und Elisabeth, die Eltern Johannes des Täufers, sowie Joachim und Anna, die Eltern der heiligen Jungfrau Maria, darstellen. Weitere Mariendarstellungen finden sich in den Giebeln der Seitenaltäre und an der reich stuckverzierten Decke, welche die Krönung und Himmelfahrt Marias zeigt. Seitlich des Hochaltars hängt das Galgenkreuz vom Rabenstein, einer ehemaligen Hinrichtungsstätte am heutigen Schlickplatz. Das Kreuz stammt aus dem 13. Jahrhundert und ist ein bedeutendes historisches Relikt.

planet-vienna, die Servitenkirche in wien

Besondere Verehrung im Rossauer Kloster, deren Kirche seit 1783 als Rossauer Pfarrkirche dient, geniesst der heilige Peregrinus, Schutzpatron der Fuss- und Beinkranken. Ihm ist eine Kapelle seitlich des Kirchenschiffes geweiht. Im Kreuzgang des angrenzenden Klostergebäudes steht eine lebensgrosse Wachsfigur des heiligen Peregrinus. Der Kreuzgang, der öffentlich zugänglich ist, zeigt zudem einen beeindruckenden Bilderzyklus mit Szenen aus der Geschichte des Servitenordens.


planet-vienna, die Servitenkirche in wien um 1724
Die Servitenkirche um 1724
planet-vienna, die Servitenkirche in wien, abbilung auf einem gemaelde von canaletto
Darstellung auf einem Gemälde von Canaletto