Sissy

Operette in zwei Akten / vier Bildern von Fritz Kreisler


Erster Akt

1. Bild: In einem Erkerzimmer des Schlosses Possenhofen am Starnberger See in Bayern. Der gesellige Herzog Max liebt es, fern vom höfischen Lebens und dessen Zwängen das unbeschwerte Leben auf seinem Landsitz zu geniessen. Er ist ein Naturliebhaber, passionierter Jäger und liebevoller Vater von sieben Kindern. Da er sich des öfteren ein wenig zu stark gehen lässt und dadurch nicht gerade besonders herzoglich und vornehm auftritt, ist seine Ehefrau Luise, welche grossen Wert auf die Etikette legt, ein wenig unwirsch. Und besonders heute ist sie deswegen beunruhigt, denn ihre vertraute Schwester, die Erzherzogin Sophie, Mutter des jungen Kaisers Franz Joseph, will sie und ihre Tochter Nené nach Ischl ans kaiserliche Hoflager einladen. Die Absicht dahinter ist die, dass der junge Kaiser Nené kennenlernt und sich schliesslich mit ihr verlobt, auf dass sie dann durch Heirat Kaiserin von Österreich werde. Und schon werden Luise und Nené abgeholt und sind auf dem Weg nach Ischl. Nené ist aber nicht glücklich über das Vorhaben ihrer Mutter, denn sie liebt den Prinzen von Thurn und Taxis. Eigentlich könnte ihr doch ihre jüngere Schwester, die Sissy, helfen?! Aber es ist zu spät, denn der Wagen hat seine Fahrt schon lange begonnen, und im Eifer des Gefechts hat Nené auch noch ihr silbernes Hofkleid vergessen. Sissy ist vergrämt, denn ihren Vater hat man nicht nach Ischl eingeladen und somit nicht beachtet in einer Angelegenheit, welche über die Zukunft Nenés entscheidet. Der Herzog sieht selber, dass er nicht untätig bleiben darf bei der Sache und reist eigenhändig ebenfalls nach Ischl. Sissy begleitet ihn und packt das vergessene Kleid ein, um es ihrer Schwester zu bringen. 

2. Bild: Im Empfangssaal des kaiserlichen Palais in Ischl. Luise und Sophie besprechen und organisieren das Hochzeitsarrangement ihrer Kinder, während Kaiser Franz Joseph den Fürsten Menschikoff zu einer Audienz empfängt. Dieser überbringt ihm die ungelegene Einladung zur Volljährigkeitsfeier der Zarentochter Eudoxia. Darauf erscheint er zum Frühstück und erblickt durchs Fenster ein junges Mädchen, welches im Park Rosen pflückt. Er verlangt, dass man ihm die fremde Besucherin vorführe, abern och bevor es soweit kommt, gelingt es dem mittlerweile eingetroffenen Herzog Max, sich im Palais Zutritt zu verschaffen und zum Kaiser vorzudringen. Und schon plaudern die beiden Herren über ihre gemeinsame Leidenschaft des Jagens, wobei Max vergisst, dass er mit dem Kaiser eigentlich über Nené reden soll. Als Max das Zimmer wieder verlassen hat, bringt man die Rosenpflückerin rein. Es ist Sissy. Aber es kommt nicht dazu, dass man sie dem Kaiser vorstellt, denn da sie einen Karton mit dem Nenés Kleid in den Händen trägt, hält er sie für die Schneiderin, von welcher er jedoch durchaus beeindruckt ist. Die angenehme Begegnung wird aber auch gleich schon unterbrochen als seine Mutter Sophie hinzukommt und ihm Nené vorstellt. Unwissend darüber, dass man ihm die junge Frau als künftige Braut vorstellt, hat er seine Gedanken ganz bei der reizenden „Schneiderin“.

Zweiter Akt

3. Bild: In einem Zimmer des Hotel Ochsen. Der Kaiser hat Geburtstag, und so übt der Ischler Männergesangsverein das Ständchen, welches sie dem Kaiser am Abend darbringen wollen. Herzog Max kommt herbei und stellt sich als kaiserlicher Leibjäger vor. Frisch und fröhlich singt er und gewinnt dadurch auch gleich schon die Gunst der Männer. Als plötzlich Sophie und Luise erscheinen, löst sich die Gesellschaft sofort auf. Die zwei Damen waren mit dem Kaiser und Nené auf einer Kutschenfahrt und haben hier – natürlich wie vereinbart – den Wagen verlassen, um die beiden jungen Leute mit sich allein zu lassen. Erstaunt und zugleich entsetzt treffen sie hier Max und gleich darauf auch Sissy, welche voller Trotz an der Seite des Vaters steht. 

4. Bild: Im Garten des kaiserlichen Palais. Es ist nun der Abend, an dem sich Sophie die Verlobung Franz Josephs mit Nené erhofft. Als Sissy Nené das silberne Kleid bringen will, trifft sie auf den Kaiser. Um Klarheit wegen Nené zu schaffen und auch aufgrund der heimlichen Liebe, welche sie mittlerweile für den jungen Kaiser empfindet, fragt sie ihn nach der bevorstehenden Verlobung. Der Kaiser antwortet, dass er nicht des Willens sei, dem Wunsch seiner Mutter nachzukommen. Voller Freude und gewissermassen Erleichterung erzählt Sissy ihrer Schwester von dem Gespräch. Luise aber bekommt diese Unterhaltung mit und wirft Sissy vor, sie sei neidisch auf Nené und ihr Glück. Auch Max wir von Luise beschimpft, denn er störe hier ja doch nur, was nun sogar den sanftmütigen Herzog wütend macht. Glücklicherweise tritt nun Franz Joseph zu den streitenden Leuten und erfährt endlich, was man mit ihm vor hat und wer die vermeintliche „Schneiderin“ ist. Jetzt beginnen die Festivitäten, und während der Männerchor singt, hat der Kaiser endlich die Gelegenheit, mit Sissy allein zu sein. Als sie miteinander tanzen, ist für beide klar, was sie für einander fühlen, selbst ganz ohne Worte. Mit Staunen erfahren Luise und Sophie, welche Wende ihre Pläne genommen haben, welche ja letztendlich aber trotzdem in ihrem Sinne sind. Der Kaiser verkündet seine Verlobung mit Sissy, und Nené steht jetzt nichts mehr im Wege, mit ihrem geliebten Prinzen von Thurn und Taxis glücklich zu werden.