Schloss Süssenbrunn

22. Bezirk, Süssenbrunner Hauptstrasse 9

planet-vienna, das schloss suessenbrunn in wien

Wo der heutige Wiener Stadtteil S¨üssenbrunn liegt, wird um 1320 ein so genanntes „Festes Haus“ urkundlich erwähnt. Es war der Wohnsitz eines gewissen Dietrich von Pillichsdorf. Er hatte das Anwesen mitsamt der umliegenden Herrschaft übernommen. Diese war im 12. Jahrhundert Besitz des Schottenstiftes und wurde „Prunn“ genannt.

Nach der ersten Türkenbelagerung Wiens von 1529 verfiel die Liegenschaft. Zu Beginn des letzten Viertels des 16. Jahrhunderts kehrte allmählich Leben zurück nach Süssenbrunn. Ein Gutsbesitzer namens Urban Suess (alt. Siess) liess daraufhin das einstige „Feste Haus“ zu einem Schlösschen mit Renaissanceformen um- und ausbauen. Die Siedlung erhielt vermutlich durch Vereinigung ihres historischen Namen „Prunn“ und dem Familiennamen des Bauherrn den Namen „Siessenprunn“, nachmals „Süssenbrunn“.

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In den folgenden Jahrzehnten wechselte das Schloss mehrfach seinen Besitzer – Familiennamen wie die von Landau, Losenstein, Auersperg, Grundemann, von Walterskirchen, Kokorzowa oder von Bartenstein werden in der Zeitspanne von 1600 bis 1816 genannt. Danach gehörte das Anwesen der Familie Dubsky von Tremobyslice, welche es Mitte 19. Jahrhundert aussen und partiell auch im Inneren im Stil des frühen Historismus adaptieren liess. Als weitere Besitzer werden um 1900 ein Gustav Stonawsky sowie um 1902 eine Familie Bösch genannt, welche das Schloss um Zubauten erweitern liess.

1922 bezog Josef Graf Thun Hohenstein mit seiner Gattin Gabriele aus dem Hause Buquoy das Schloss. Während ihres Aufenthaltes – im Jahre 1926 – ist das Anwesen offenbar in den Besitz der Stiftung Theresianische Akademie übergegangen. Die Hohensteins verblieben jedoch weiterhin im Schloss. Das Paar besass eine umfassende Kunstsammlung, hauptsächlich aus einst Buquoy’schem Besitz. Nach dem Tod des Grafen im Jahre 1931 beschloss seine Witwe, die gesamte Sammlung vor Ort im Schloss durch den Wiener Auktionator Albert Kende zu versteigern und in die Stadt überzusiedeln.

1933 wird ein „Spezialkinderheim“ für „Schwachsinnige“ erwähnt, welches in den Räumen des Schlosses untergebracht war. In den 1970er-Jahren wurde der Gebäudekomplex saniert. Seit 2008 gehört das Schloss der Schuhmanufaktur Ludwig Reiter. Die jüngste, umfassende Restaurierung von Schloss Süssenbrunn erfolgt von 2018 bis 2022. Die Räumlichkeiten, welche auch Gästewohnungen beherbergen, können für Veranstaltungen gemietet werden.

Vieles hat sich erhalten

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Das zweigeschossige Hauptgebäude von Schloss Süssenbrunn hat einen U-förmigen Grundriss, einen mittigen Turm und rückwärtig einen Ehrenhof. Die frühhistoristische Umgestaltung des 19. Jahrhunderts ist bis heute deutlich ablesbar: Der Turm wird an beiden oberen Geschossen je durch eine zentrale Dreiergruppe an Rundbogenfenstern und Gesims gegliedert. Über einem zarten Fries liegt ein flaches Zeltdach. Die Risalite links und rechts vom Turm weisen nur wenig Gestaltungselemente auf. Die Fenster des Obergeschosses tragen schlichte gerade Verdachungen.

Im Inneren hat sich die ursprüngliche Raumaufteilung teils erhalten – einige Räume sind später zusätzlich unterteilt worden. Spitzkappentonnen und Kreuzratgewölbe aus dem ausgehenden 16. Jahrhundert sowie einige Stuckplafonds haben die Zeit überdauert, so auch die Durchfahrt mit flacher Überwölbung.

Nördlich des Hauptgebäudes steht ein Verwaltungsgebäude mit ehemaligen Stallungen, welches im 18. Jahrhundert hinzugekommen und im Laufe der Zeit umgebaut und dem Geschmack der Zeit angepasst worden ist. Der Mittelrisalit trägt das Wappen der Dubsky von Trebomyslice. Weiter zum Schloss gehören ein Taubenschlag, ein zusätzlicher Wirtschaftstrakt, ein so genannter Schüttkasten sowie ein Brunnen mit einer Wassernymphe von Victor Tilgner.