1. Bezirk, Ruprechtsplatz

Die Ruprechtskirche am Ende der Judengasse wird oft als älteste Kirche Wiens angeführtt. Diese Behauptung ist jedoch umstritten, da die Fundamente der Peterskirche möglicherweise ebenso alt oder sogar älter sind. Auch unter dem Stephansdom wurden Gräber entdeckt, die zu einem Friedhof einer unbekannten Kirche gehören könnten, die bereits vor Beginn des Dombaus um 1137 existiert hatte. Der Dom ersetzte die Ruprechtskirche als Stadtkirche.

Ein Schriftstück des Humanisten Wolfgang Lazius gibt an, dass die Ruprechtskirche im Jahr 740 gegründet wurde, möglicherweise durch den Erzbischof Virgil von Salzburg. Die erste urkundliche Erwähnung der Kirche stammt aus dem Jahr 1161. Ursprünglich handelte es sich um einen einfachen Saalbau mit einem Turm an der Westfassade. Die romanische Apsis wurde im 13. Jahrhundert im gotischen Stil erneuert. Im 15. Jahrhundert entstand das südliche Seitenschiff. Die Kirche ist sowohl innen als auch aussen nahezu schmucklos. Eine Besonderheit ist das mittlere Chorfenster: Es zeigt die einzigen erhaltenen romanischen Glasmalereien Wiens aus dem 12. Jahrhundert. Im 17. Jahrhundert wurden einige barocke Umbauten vorgenommen.
Das Patrozinium der Kirche geht auf Ruprecht (696-718), erster Bischof von Salzburg und gründer des dortigen Klosters St. Peter, zurück. Sankt Ruprecht gilt als Patron der Salzschiffer und der Stadt Salzburg. Ruprechts Nachfolger hiess Vitalis. Ein Schrein in der Kirche mit Vitalis-Reliquien war ein Geschenk von Maria Theresia.

Vor der Kirche, am donauseitigen Turmfuss, steht eine Statue Ruprechts, die ihn mit einem Salzfass in der Hand zeigt, da Salz im Mittelalter eine wichtige Handelsware war. Die Ruprechtskirche diente zeitweilig als Markthalle, in der Salz an Einzelhändler verkauft wurde. Nach mehreren Bränden, die viele umliegende Gebäude zerstörten und deren Wiederaufbau erforderten, drohte Anfang 19. Jh. auch der Ruprechtskirche als einzigem romanischen Sakralbau Wiens der Abriss. Eine Wohltäterin der Kirche namens Elisabeth Ernst bat Kaiser Franz II. um den Erhalt der Kirche. Er stimmte zu und sprach Subventionsgelder für eine Renovierung.





