Kaiser Maximilian II. war leidenschaftlicher Jäger. Um 1560 erklärte er die Praterauen im heutigen 2. Bezirk zum kaiserlichen Jagdgebiet. Die Zeile, die vom Donaukanal gegenüber des heutigen Schwedenplatzes zum Prater führt, hiess damals „Unter den Felbern“. Die Namensgebung lässt vermuten, dass es sich bereits zu jener Zeit um eine Allee, respektive um eine Strasse mit Baumbesetzung handelte (Felber = Weide). Entlang dieser Zeile liess der Kaiser für seine Jagdhelfer und Forstwärter Häuser errichten, worauf die Strasse schliesslich in „Jägerzeile“ umbenannt wurde.
1766 gab Kaiser Joseph II. den Prater für die Öffentlichkeit als Naherholungsgebiet frei. Dennoch behielt die Strasse ihren Namen. Ab 1862 hiess sie schliesslich Praterstrasse. Die Strasse wurde allmählich beliebter und weckte das Interesse wohlhabender Bürger, die sich dort niederliessen. Und als die Weltausstellung von 1873 vor der Tür stand, mauserte sich die Praterstrasse endgültig zur Repräsentationsmeile und machte selbst der Ringstrasse Konkurrenz. Sie wurde zum Prestige-Corso jenseits des Donaukanals. Alles, was Rang und Namen hatte – Adlige, Schriftsteller, Schauspieler, Komponisten – pilgerte hierhin, um zu sehen und gesehen zu werden.
Wo der Donauwalzer entstand
An der Praterstrasse 54 wurde Musikgeschichte geschrieben: Johann Strauss Sohn wohnte hier von 1863 bis 1870 und komponierte in seiner heute noch als Museum existierenden Wohnung unter anderem den Donauwalzer. Das Carltheater – eine der damals bedeutendsten Bühnen Wiens – hatte die Adresse Praterstrasse 31. Das Haus wurde im Zweiten Weltkrieg von Bomben zerstört.
Heute zeugt an der Praterstrasse kaum mehr etwas vom einstigen Glanz, lediglich die dichten Baumreihen links und rechts verleihen der Strasse zur Sommerzeit durch ihr sattes Grün Farbe. Im Krieg ging viel von der alten Bausubstanz verloren, und was noch übrig geblieben ist – beispielsweise die Palais Wenkheim und Rohan sowie die Kirche St. Johann Nepomuk – steht heute im lärmigen Schatten des starken Strassenverkehrs. Die Praterstrasse mündet in den Praterstern. Ihr Ende auf dieser Seite wird vom imposanten Tegetthoff-Denkmal markiert.