9. Bezirk, Strudlhofgasse 10
Um 1690 erwarb der Hof- und Kammermaler Peter Strudl (auch: Strudel) ein Grundstück, das zuvor im Besitz des kaiserlichen Hatschierenrottmeisters Romanus Bernhard Tschagon war. An diesem Ort liess Strudl ein Palais errichten, in dem er eine private Malschule betrieb. Ein Jahr vor seinem Tod wurde der „Strudlhof“ als Pesthaus genutzt, in dem Erkrankte versorgt wurden.
Im Jahr 1734 ging das Gebäude in den Besitz von Johann Leopold Graf von Kuefstein über. Doch die Liegenschaft wechselte in der Folgezeit abermals den Eigentümer und wurde um 1795 teilweise abgerissen. 1873 erwarb Josef Ritter von Mallmann das Anwesen, liess die Überreste des alten Palais abtragen und beauftragte den Architekten Ferdinand Fellner mit dem Bau eines neuen Gebäudes. Noch während der Bauarbeiten kaufte Herzog Philipp von Württemberg die Baustelle und liess das Palais durch den Architekten Heinrich Adam fertigstellen.
1906 ging das Palais Strudlhof (oder Strudelhof) in den Besitz von Aussenminister Leopold Graf Berchtold über. Am 23. Juli 1914 wurde es zum Schauplatz eines historischen Ereignisses: Im heutigen Berchtoldsaal im Erdgeschoss wurde das Ultimatum an Serbien unterzeichnet, das den Ausbruch des Ersten Weltkriegs und damit auch den Untergang der Donaumonarchie einleitete. Das Gebäude überstand beide Weltkriege unversehrt. 1970 wurde das Palais erneut zur Bühne eines bedeutenden Ereignisses: Hier fanden die ersten Abrüstungsgespräche zwischen der Sowjetunion und den USA statt.
Das neoklassizistische Gebäude liegt in einem gepflegten Garten, dessen Rückseite von einem Balkon mit Säulenhalle geprägt ist. Strassenseitig prägt ein Säulenvorbau mit Dreiecksgiebel das Erscheinungsbild. Die Innenausstattung entspricht dem Stil der Bauzeit. Unterhalb des Palais liegt die Strudlhofstiege, die zur Liechtensteinstrasse hinunterführt. Heute ist das Palais Strudlhof Teil des gleichnamigen Konferenzhotels.