9. Bezirk, Strudlhofgasse

Im Alsergrund existiert ein natürliches Gefälle, das mit wachsender Distanz zur Ringstrasse stets kürzer, jedoch steiler wird. In der Strudlhofgasse führt eine Stiegenanlage hinunter zur Liechtensteinstrasse. Diese Freitreppe, gefertigt aus Mannersdorfer Kalkstein, wurde nach einem Entwurf von Theodor Johann Jaeger angelegt und zu Ehren des Hof- und Kammermalers Peter von Strudl benannt, der sich hier um 1690 einen Wohnsitz hatte erbauen lassen, der Vorgängerbau des heutigen Palais Strudlhof. Am 29. November 1910 konnte die Treppenanlage für die Öffentlichkeit freigegeben werden. Eine umfassende Renovierung erfolgte im Jahr 1984.

Die Strudlhofstiege – eine harmonische Verbindung von Treppen und Rampen – zählt zu den bedeutendsten Bauwerken des Wiener Jugendstils. Zwischen den symmetrischen unteren Treppenläufen, die barocke Stiegenanlagen zitieren, befindet sich ein Wandbrunnen mit einem Wasserspeier. Ein weiterer Brunnen ziert das erste Podest, eingebettet in eine Nische mit mosaizistischer Wandgestaltung. Hier sprudelt das Wasser aus dem Maul eines Fischkopfes.
Besondere Bekanntheit erlangte die Strudlhofstiege durch den Roman „Die Strudlhofstiege“ des österreichischen Autors Heimito von Doderer, der in der nahegelegenen Währinger Strasse lebte. Die Stiege selbst bildet den zentralen Handlungsort des weltweit erfolgreichen Werkes.
Auf die Strudlhofstiege zu Wien
Wenn die Blätter auf den Stufen liegen
herbstlich atmet aus den alten Stiegen
was vor Zeiten über sie gegangen.
Mond darin sich zweie dicht umfangen
hielten leichte Schuh und schwere Tritte
die bemooste Vase in der Mitte
überdauert Jahre zwischen Kriegen.
Viel ist hingesunken uns zur Trauer
und das Schöne zeigt die kleinste Dauer.
Heimito von Doderer
