Palais Pollack-Parnau

3. Bezirk, ehem. Schwarzenbergplatz 5

planet-vienna, palais pollack-parnau in wien

1914 liess der Textilindustrielle Bruno Pollack-Parnau am Schwarzenbergplatz ein grosses, jedoch vergleichsweise schlicht gestaltetes Wohnpalais errichten. Den Entwurf lieferte der Architekt Ernst Gotthilf von Miskolczy. Häufig wird fälschlicherweise angenommen, dass der umstrittene Inflationsmillionär Camillo Castiglioni Besitzer dieses Hauses war. Tatsächlich wohnte er dort lediglich vorübergehend zur Miete, bevor er später das Palais Miller von Aichholz an der Prinz-Eugen-Strasse erwarb.

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1938 sah sich die Familie Pollack-Parnau gezwungen, Österreich zu verlassen, da sie den sogenannten „Ariernachweis“ nicht erbringen konnte. Das Palais wurde daraufhin „arisiert“ und diente fortan als Sitz der NSDAP-Kreisleitung im dritten Bezirk. In Zuge dessen wurden bauliche Veränderungen vorgenommen: Die Säulenornamentik sowie die grossen Amphoren auf dem Gesims des dritten Stockwerks wichen einem monumentalen Reichsadler. Die kunstvollen Fassadenreliefs wurden abgeschlagen, während die filigranen Balkongeländer durch schlichtere Varianten ersetzt wurden.

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Situation heute

Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs fiel das Palais einem Bombenangriff zum Opfer. Nach Kriegsende erhielt die Familie Pollack-Parnau ihr Eigentum zwar offiziell zurück, doch fanden sie bei ihrer Rückkehr nur noch einen irreparablen Trümmerhaufen vor. 1958 wurde an gleicher Stelle ein nüchternes Bürogebäude der Firma Steyr-Daimler-Puch errichtet, das bis 2005 Bestand hatte, bevor es abgerissen wurde. Fast zwei Jahre lang klaffte an dieser prominenten Stelle eine unschöne Baulücke, bis schliesslich ein hochmodernes Glasgebäude errichtet wurde. Ob sich dessen futuristische Architektur harmonisch in das historische Stadtbild des Schwarzenbergplatzes einfügt, bleibt letztlich eine Frage der Perspektive.