1. Bezirk, Lobkowitzplatz 2

Der kaiserliche Oberstallmeister Philipp Sigmund Graf von Dietrichstein erwarb 1685 das gegenüber der Augustinerkirche stehende Wohnhaus von Johann Franz Leopold Colonna von Fels sowie das angrenzende Badhaus. Auf dem Gelände dieser beiden Gebäude liess Graf Dietrichstein von Baumeister Giovanni Pietro Tencala das heutige Palais errichten.
Einige Bauelemente, wie das Hauptportal und die Wappenkartusche, gehen auf Entwürfe von Johann Bernhard Fischer von Erlach zurück. Später ging das Palais in den Besitz der Tochter des Bauherrn über, die es an den Hofbaudirektor Ludwig Gundacker Graf von Althan verkaufte. Dieser liess das Gebäude – vermutlich durch Joseph Emanuel Fischer von Erlach – weiter umbauen, bevor er es 1753 an Wenzel Eusebius Fürst von Lobkowitz veräusserte.
Als grosser Förderer Ludwig van Beethovens empfing Fürst Lobkowitz den Komponisten häufig in seinem Palais. 1804 fand hier die Uraufführung von Beethovens 4. Sinfonie statt. Seine Dritte, die „Eroica“, war zudem ein Widmungswerk an den Fürsten. In den folgenden Jahrzehnten diente das Palais als Schauplatz zahlreicher bedeutender Bälle und Festlichkeiten, bei denen sich die europäische Elite versammelte. Später war das Palais Sitz der französischen Botschaft und danach der tschechoslowakischen Gesandtschaft. Seit 1980 gehört das Palais der Republik Österreich. 1991 wurde es umfassend renoviert und beherbergt seither das Österreichische Theatermuseum.

Die reich verzierte Fassade hat ihren ursprünglichen Charakter weitgehend bewahrt, und auch das Innere beeindruckt noch immer mit seiner reich barocken Gestaltung. Besonders hervorzuheben ist der langgestreckte Festsaal, der sogenannte „Eroica-Saal“, dessen Deckenmalerei eine bemerkenswerte Allegorie der Künste darstellt. Diese Werke werden dem Hofmaler Jacob van Schuppen zugeschrieben, während die Architekturmalerei von Marcantonio Chiarini stammt. In der Einfahrt des Palais befindet sich in einer Nische ein Herkulesbrunnen, der in Form einer Grotte gestaltet ist. Das grosszügig angelegte Treppenhaus ist geprägt von steinernen Balustraden und einer zarten Stuckverzierung.
Das Palais Lobkowitz ist aus architekturhistorischer Sicht von grosser Bedeutung, da es zu den ältesten, in weitgehend ursprünglicher Gestalt bestehenden Palastbauten Wiens zählt und eine zentrale Rolle in der Entwicklung der profanen Barockarchitektur spielte.





