Palais Collalto

1. Bezirk, Am Hof 13

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Bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts befand sich an der Stelle des heutigen Palais Collalto der so genannte Judengarten des Wiener Ghettos. Das später errichtete Gebäude wurde 1560 von Kaiser Ferdinand I. erworben, aus- und umgebaut und für die Nutzung durch die Landschaftsschule zur Verfügung gestellt. Diese blieb jedoch nur bis 1565 bestehen, da die protestantischen Adelsherrschaften ihre Kinder nicht in eine von den streng katholischen Jesuiten geführte Schule schicken wollten.

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Nach 1611 bewohnte der Ungarische Palatin Graf Imre Thurzo das Haus. Dieser erwarb das benachbarte Gebäude an der Parisergasse, liess es aufstocken und an die benachbarten Gebäude anpassen. 1620 enteignete Kaiser Ferdinand II. den unbeliebt gewordenen Grafen und übergab das Palais dem Generalleutnant Rambaldo XIII. Graf Collalto. Es verblieb lange in dessen Familie. Im frühen 18. Jahrhundert erhielt das Gebäude seine barocke Fassade.

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Da die Familie Collalto jedoch nur selten in ihrem Palais in Wien wohnte und stattdessen meist in ihren Besitzungen in Mähren verweilte, investierte sie wenig in das Gebäude. Dies war einer der Gründe, warum es keinen Neubau gab. Im Jahr 1762 gab der sechsjährige Wolfgang Amadeus Mozart im Palais Collalto sein erstes öffentliches Konzert für den Grafen Thomas Vinciguerra Collalto. Um 1804 fand der letzte grosse Umbau statt, im Zuge dessen der Architekt Franz Wipplinger das im Schulhof gelegene Stallgebäude aufstockte.

Mittelalterliche Mauerreste

Die Hauptfront des Palais zum Platz „Am Hof“ hin weist lediglich fünf Achsen auf und lässt die wahre Grösse des Gebäudes kaum erahnen. Der eigentliche Komplex erstreckt sich hinter dem Schwibbogen, der das Palais mit der Kirche am Hof verbindet.

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Schäden des 2. Weltkrieges

Im Inneren des Gebäudes finden sich noch zahlreiche Relikte, die belegen, dass das Palais viel älter ist als zunächst angenommen. So wurde bei Bauarbeiten eine gotische Säule freigelegt, und auch ein Gang aus der Zeit um 1560 ist noch erhalten. Im Gewölbekeller sind Mauerreste aus dem 13. Jahrhundert zu finden. Einige Räume weisen prächtige hochbarocke Stuckdecken auf. Der Gebäudeteil zum Schulhof hin ist im klassizistischen Stil errichtet und zählt zu den bedeutendsten Beispielen der Profanarchitektur in Wien. Doch auch dieser Teil des Palais ist weit älter als vermutet, wie zwei gotische Sitznischen, ein Renaissancefenster und eine Renaissancetreppe belegen.


planet-vienna, das palais collalto in wien, Aquarell von Josef Schabratzky
Aquarell von Josef Schabratzky