Kaiser
Ferdinand wurde am 10. März 1503 in Alcalá de Henares bei Madrid geboren. Nach dem frühen Tod seines Vaters Philipp im Jahr 1506 übernahm sein Grossvater Ferdinand II. von Aragón seine Erziehung. Dieser wollte ihm den spanischen Thron vererben, was jedoch daran scheiterte, dass dies nicht testamentarisch festgelegt war. Ferdinands älterer Bruder Karl konnte nach seiner Ankunft in Spanien erfolgreich seine Ansprüche auf die Herrschaft durchsetzen. Im Jahr 1518 verliess Ferdinand Spanien.
Durch einen Vertrag, den sein anderer Grossvater, Kaiser Maximilian I., mit König Wladislaw II. von Ungarn und Böhmen geschlossen hatte, wurde Ferdinand mit dessen Tochter Anna vermählt. Nach Maximilians Tod erhielt Ferdinand durch den Wormser Teilvertrag vom 21. April 1521 – gegen den Willen seines Bruders Karl V. – die Herrschaft über Österreich, Kärnten, die Steiermark, Krain und Tirol. Damit begründete er die österreichische Linie der Habsburger. Allerdings stiess er in Österreich auf Widerstand, da er die Landessprache nicht beherrschte und von der Bevölkerung nicht anerkannt wurde. Besonders in Wien formierte sich starke Opposition, deren Anführer Ferdinand 1522 in Wiener Neustadt hinrichten liess („Wiener Neustädter Blutgericht„). Als die Reformation an Boden gewann, holte Ferdinand die Jesuiten nach Wien, um die katholische Kirche zu stärken.
Nach dem Tod König Ludwigs II. von Böhmen und Ungarn in der Schlacht von Mohács setzte Ferdinand seinen Anspruch auf die böhmische Krone durch und wurde am 24. Februar 1527 zum König gekrönt. In Ungarn und Siebenbürgen geriet er in Konflikte, was ihn in die ersten Türkenkriege verwickelte und ihm die vollständige Eroberung Ungarns verwehrte. Seinen Sohn Maximilian II. vermählte er mit seiner Nichte Maria von Spanien und teilte die österreichischen Erblande unter seinen drei Söhnen auf (Ferdinandeische Hausordnung). 1552 kam es zum Passauer Vertrag, und 1555 wurde der Augsburger Religionsfrieden geschlossen, der jedoch in Ferdinands Ländern nur teilweise umgesetzt werden konnte. Nach der Abdankung Kaiser Karls V. wurde Ferdinand nach langen Beratungen der Kurfürsten zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches proklamiert und am 24. März 1558 in Aachen gekrönt.
Ferdinands Politik war geprägt von Kompromissbereitschaft und religiöser Toleranz. Obwohl er ein überzeugter Katholik war, setzte er Reformen innerhalb der katholischen Kirche durch und schränkte den päpstlichen Absolutismus ein. 1562 wurde sein Sohn Maximilian zum römischen König gekrönt. Ab 1563 litt Ferdinand zunehmend an hohem Fieber, dem er schliesslich am 25. Juli 1564 in Wien erlag. Er wurde im Veitsdom in Prag beigesetzt.