3. Bezirk, Lothringerstrasse 20

Ende des 19. Jahrhunderts wuchs bei der Wiener Bevölkerung das Bedürfnis nach einem festen Veranstaltungsort für Musikfeste und ähnliche Anlässe. Anders als der Musikverein, der vorwiegend eine bestimmte Gesellschaftsschicht ansprach, sollte die neue Institution ein viel breiteres Publikum erreichen – mit einem breit gefächerten Programm für jeden Geschmack.
Der Architekt Ludwig Baumann entwickelte daraufhin die Vision einer multifunktionalen Arena – eines sogenannten „Olympions“ –, das neben Konzertsälen auch eine Eislaufbahn und Räumlichkeiten für einen Fahrradclub umfassen sollte. Dieses ambitionierte Vorhaben blieb jedoch unrealisiert. Baumann tat sich schliesslich mit den renommierten Theaterarchitekten Ferdinand Fellner und Hermann Helmer zusammen, um das heutige Konzerthaus zu planen. Der Bau begann 1911.

Das nach zwei Jahren Bauzeit fertiggestellte Konzerthaus birgt drei Säle: den Grossen Saal, den Mozart-Saal und den Schubert-Saal. Die besondere Anordnung der Säle ermöglicht es, dass zeitgleich mehrere Veranstaltungen stattfinden können, ohne sich in die Quere zu kommen. Von Beginn an verstand sich das Wiener Konzerthaus als ein Ort, an dem Tradition und Innovation aufeinandertreffen – ein Leitgedanke, der sich bereits in der Eröffnungsfeier am 19. Oktober 1913 widerspiegelte. An diesem Abend erklangen Richard Strauss’ Präludium Op. 61 als Symbol der Innovation und Ludwig van Beethovens 9. Symphonie als Ausdruck der Tradition.
Während die klassische Musik stets einen festen Platz im Repertoire des Konzerthauses hatte, erlebte das Haus insbesondere in den 1920er- und 1930er-Jahren eine bemerkenswerte Erweiterung seines Programms: Moderne und zeitgenössische Darbietungen wie Jazzkonzerte, Ausdruckstanz, Symposien, Schlagerkonzerte und sogar Sportveranstaltungen – darunter Fecht- und Boxkämpfe – hielten ebenfalls Einzug.
Dem ursprünglichen Konzept treu geblieben

Die Jahre des Zweiten Weltkriegs bedeuteten jedoch einen kulturellen Tiefpunkt. Die Nationalsozialisten missbrauchten das Konzerthaus für Propagandazwecke und nutzten es für seichte, „arische“ Unterhaltung. Nach Kriegsende fand das Konzerthaus jedoch rasch zu seiner ursprünglichen Bestimmung zurück. Es etablierte sich erneut als führender Veranstaltungsort für klassische und zeitgenössische Musik und entwickelte sich darüber hinaus zur wichtigsten Bühne für internationalen Jazz in Wien.
Trotz seiner Kernfunktion als Haus der Musik ist das Wiener Konzerthaus bis heute ein vielseitiger Veranstaltungsort geblieben. Es dient neben Konzerten auch Bällen, Geschäftsevents, Galadinners, Kongressen und Konferenzen. Von 1998 bis 2001 wurde das Gebäude einer umfassenden Renovierung unterzogen. Dabei wurde auf die Erhaltung des historischen Erscheinungsbildes geachtet.