1. Bezirk, Philharmonikerstrasse 4

1864 hielt sich der 21-jährige Eduard Sacher aus Wien, gelernter Bäcker und Sohn eines Restaurantbesitzers, im kühlen London auf. Dort beobachtete er das Entstehen eines Luxushotels mit einer Vielzahl an Zimmern und mehreren Restaurants. Davon inspiriert kam er zum Schluss, dass es in Wien, welches sich zu der Zeit allmählich zu einer Weltmetropole entwickelte, ebenfalls ein Hotel brauchte, das höchsten Ansprüchen gerecht würde. Damals gab es in Wien zwar gepflegte Gaststätten, jedoch ohne den Glanz und Luxus, den Eduard in London gesehen hatte.

Sein Vater, Franz Sacher, war einst Kochlehrling unter Fürst Metternich gewesen und hatte 1832 eine exquisite Kreation aus Schokolade entwickelt, die später zur Grundlage der Sachertorte werden sollte. Schon als Kind war Franz Sacher für seine kulinarischen Experimente und Kreationen bekannt, eine Leidenschaft, die auch sein Sohn Eduard teilte. Nach Eduards Geburt im Jahr 1843 zog die Familie nach Pressburg, wo sie das Adelige Casino leitete. Wenige Jahre später zogen sie weiter nach Budapest, um das dortige Casino zu übernehmen, während Franz Sacher gleichzeitig die gastronomische Betreuung der neu gegründeten Donaudampfschiffahrtsgesellschaft verantwortete. 1849 kehrte die Familie Sacher nach Wien zurück. Eduard eröffnete im Erdgeschoss des Palais Todesco ein gehobenes Restaurant mit feiner Küche, das bald zum Treffpunkt der Wiener Elite wurde.

Im Weltausstellungs-Jahr 1873 begann Eduard Sacher mit der Planung eines Hotels neben dem Hoftheater, auf dem Grundstück des 1870 abgerissenen Kärntnertortheaters. Seine ersten Entwürfe mit reich gestalteter Fassade wurden behördlich nicht genehmigt, da sie der Oper Konkurrenz machen würde. Für seine revidierten Baupläne erhielt Sacher schliesslich die Baugenehmigung. 1876 eröffnete er das Restaurant Sacher. Das Hotel selbst hiess zunächst „Hôtel Opéra“, wurde jedoch bald in „Hotel Sacher“ umbenannt. Das Restaurant entwickelte sich rasch zu einem Zentrum des gehobenen Wiener Gesellschaftslebens. Besonders beliebt waren die Chambres Séparées, für die das Restaurant weit herum bekannt war.

1880 heiratete Eduard Sacher Anna Fuchs, Tochter eines Fleischhauers aus der Leopoldstadt. Schon bald waren alle 108 Zimmer des Hotels mit Telefonen ausgestattet, ein Zeichen für den hohen Standard des Hauses. 2006 wurde das Hotel umfassend renoviert und um einen grossen Dachausbau erweitert, was das Erscheinungsbild des Hauses erheblich veränderte. Der Dachstock beherbergt unter anderem einen Spa-Bereich. Das Hotel Sacher ist bis heute eines der traditionsreichsten Häuser weltweit und in Wien eine der ersten Adressen.


