1. Bezirk, Franziskanerplatz 4
Im Jahr 1603 wurde das Wiener Franziskanerkloster unter der Leitung des damaligen Ordensoberhaupts, Pater Bonaventura Daum, an jenem Ort errichtet, an dem zuvor bereits eine Kirche gestanden haben muss, die dem ehemaligen Büsserinnenkloster angehört hatte. Die einschiffige Franziskanerkirche wurde 1611 dem heiligen Hieronymus geweiht, der bereits Schutzpatron des vormaligen Klosters gewesen war.
Die Aussenfassade der Kirche ist im Stil der süddeutschen Renaissance gehalten, die sich besonders an den Obelisken des Giebels, die von Voluten umrahmt werden, zu erkennen gibt sowie an den gotisierenden Spitzbogenfenstern. Der barocke Portalvorbau wurde 1742, hinzugefügt. Das Kircheninnere besticht durch eine reiche Barockausstattung, die verschiedene stilistische Teilepochen aufweist, denn die Gestaltung zog sich bis ins Jahr 1720.
Der monnumentale Hochaltar, ein Werk von Andrea Pozzo, gilt als Meisterwerk der Kulissenarchitektur. Im Zentrum des Altars steht sich die Gnadenstatue „Maria mit dem Beil“. Die Kanzel und ihr Gegenstück wurden nach Entwürfen von Matthias Steinl gefertigt. Die Orgel mit 20 Registern, geschaffen von Johann Wöckherl im Jahr 1642, ist die älteste in Wien. Ihre besondere Eigenheit besteht darin, dass sie sowohl mit offenen als auch mit geschlossenen Flügeltüren gespielt werden kann. In den Jahren 2009 und 2010 wurde das überaus kostbare Instrument von der Schweizer Orgelbaufirma Kuhn aus Männedorf aufwendig restauriert.
Unter dem Kirchenboden erstreckt sich eine Gruft, in der um die 1000 Tote bestattet sind. Aufgrund aussergewöhnlicher klimatischer Bedingungen sind einige der Leichname – ähnlich wie in der Michaelergruft – mumifiziert. In dieser Gruft ruhen auch Mitglieder wohlhabender Adelsfamilien. Während der Zeit Napoléons drangen Grabräuber in die Gruft ein und brachen Särge auf in der Hoffnung, wertvolle Grabbeigaben zu finden.