Matthias Steinl (1644-1727)

Matthias Steinl (auch: Steindl) wurde vermutlich im Jahre 1644 in Mattsee nördlich von Salzburg geboren. Über die ersten vier Jahrzehnte seines Lebens ist kaum etwas bekannt. Aus frühen Werken, die als Steinl zugesichert gelten, geht hervor, dass er  vorerst in Österreich zum Handwerker und Künstler ausgebildet wurde. Er war Maler, Stukkateur, Stecher, Kunstschlosser, Goldschmied und Bildhauer. Vermutlich absolvierte er Weiterbildungen in den Niederlanden und in Prag. Als sein erstes überliefertes Werk gilt eine kleine Statue aus Elfenbein, die den griechischen Meeresgott Triton darstellt.

Die erste nachgewiesene Erwähnung einer festen Tätigkeit Steinls datiert in den 70er-Jahren des 17. Jahrhunderts, als er in der ehemaligen Zisterziensterabtei von Leubus (Lubiąż) in der Nähe von Breslau als Bildhauer wirkte und grosse Teile der Ausstattung in der Klosterkirche ausführte. Nach Leubus war er als Nachfolger des Bildhauers Matthias Knote berufen worden. Um 1677 heiratete Steinl dessen Witwe. Ab 1682 war er als Bildhauer in Breslau tätig. Der dortige Bischof empfahl den Künstler dem Wiener Hof. Um 1688 kam er in die Kaiserstadt, wurde zum „kayserlichen Kammerbeinstecher“ ernannt und fertigte zunächst hauptsächlich Elfenbeinarbeiten an.

planet-vienna.com, die pfarrkirche von laxenburg
Laxenburger Pfarrkirche

Ab 1690 zeigte Steinl vermehrt Interesse an der Architektur. Das Schwedische Nationalmuseum in Stockholm ist im Besitz eines Steinl-Entwurfes für ein Belvedere in Schönbrunn. Sein erstes, jedoch als nicht gesichert geltendes Bauwerk dürfte die Pfarrkirche Laxenburg gewesen sein, deren Bauarbeiten nach Steinls Plänen von Christian Alexander Oedtl ausgeführt wurden. Die Kirche gilt als erstes Werk des Hochbarock nördlich der Alpen. Somit kann Steinl neben Johann Bernhard Fischer von Erlach und Johann Lucas Hildebrandt als einer der für den weiteren Verlauf der Architekturgeschichte bedeutendsten Barockarchitekten Österreichs angesehen werden.

Steinls Entwürfe wurden oft von Josef Munggenast und dessen Onkel Jakob Prandtauer ausgeführt. Bis 1712 schuf Steinl als Bildhauer gelegentlich weitere Stauen. Als er zum kaiserlichen Bau- und Hofingenieur ernannt wurde, umfasste sein Schaffen hauptsächlich Innenausstattungen und Dekorationen von Kirchen und Klöstern. Matthias Steinl starb am 18. April 1727 in Wien.
 

Werke in Wien (Auswahl):

Pfarrkirche Maria Hietzing (Hochaltar, Seitenaltäre)
Peterskirche (Kanzel, Seitenaltäre, Kirchenbänke, Beichtstühle, Plan zur Kuppel)
Kirche St. Michael (Hochaltar – steht heute in der Pfarrkirche Leopoldau)
Palais Starhemberg (nicht gesichert)
Dominikanerkirche (Kanzel)
Stephansdom (zwei Altäre mit Figuren)
Kapuzinerkirche (Statuen des Altars in der Krypta)
– Turm der alten Dorotheerkirche
– Waisenhaus am Rennweg (Erweiterungsbauten)


Weitere Bauwerke:

– Laxenburg, Pfarrkirche
– Leubus, Klosterkirche (Hochaltar, Seitenaltäre, Chorgestühl, Kanzel)
– Heinrichau, Klosterkirche (Hochaltar)
– Dürnstein, Turm der Wallfahrtskirche und Teile der Innenausstattung
– Zwettl, Turm- und Westfassade der Stiftskirche
– Klosterneuburg, Stiftskirche (Hochaltar, Chorgstühl) und Barockisierung des Augustinersaals, Friedhofsportal
– Vorau, Stiftskirche (Hochaltar, Kanzel)
– Gutenstein, Wallfahrtskirche (Holzbildwerke)
– Kremsmünster, Wandbrunnen
– St. Pölten, Dom (Teile dar Innenausstattung)
– zahlreiche Skulpturen und Statuen