Französische Botschaft

4. Bezirk, Technikerstrasse 2

planet-vienna, die franzoesische botschaft in wien

Zahlreiche Palais in den Wiener Stadtbezirken drei und vier wurden ursprünglich als Wohnhäuser für Adelige und wohlhabende Bürger errichtet, bevor sie später als Botschaften und Konsulate für Staaten aus aller Welt dienten. Frankreich jedoch entschied sich, in Wien mit einem eigens errichteten Botschaftsgebäude vertreten zu sein. Das zuvor angemietete Palais Lobkowitz, in dem Frankreich seit 1869 residierte, wurde als unzureichend empfunden. 1901 genehmigte der französische Staat einen Kredit für den Erwerb eines Grundstücks mit dem Ziel, ein repräsentatives Botschaftsgebäude zu errichten. Die Wahl fiel auf eine prominente Parzelle am Schwarzenbergplatz. Der renommierte französische Architekt Georges-Paul Chedanne, bekannt für den Bau der Galeries Lafayette in Paris, wurde mit der Planung und Ausführung beauftragt. Im Jahr 1909 wurde die neue Botschaft feierlich eröffnet.

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Chedanne entschied sich für den Stil des französischen Art Nouveau, ergänzt durch Elemente des Barock und Rokoko. Wie so oft in Wien, stiess das Ungewohnte auf scharfe Kritik, insbesondere, da das Gebäude an einem so prominenten Standort errichtet worden ist. Das Botschaftsgebäude wurde als „grauenvoll“ und „schrecklich“ bezeichnet, manche sahen darin einen Schandfleck am Schwarzenbergplatz. Da die französisch-österreichischen Beziehungen zu dieser Zeit angespannt waren, gab es sogar aus Frankreich kritische Stimmen gegen das Bauwerk. Konflikte mit dem Architekten belasteten die Stimmung zusätzlich, und Chedannes Ansehen litt darunter. Doch mit der Zeit gewöhnten sich die Wiener an den Bau, der schliesslich als akzeptierter Teil des Stadtbilds wahrgenommen wurde.

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Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Botschaft schwer beschädigt, weshalb der französische Botschafter nach Hütteldorf umzog. Dort verweilte er zunächst auch nach Kriegsende, da er die Nähe zur russischen Besatzungsmacht meiden wollte. Noch in den 1950er-Jahren äusserte sich ein Botschafter kritisch über den „abstossenden“ Architekturstil des Bauwerks. Sogar ein Abriss der Botschaft wurde in Betracht gezogen, konnte jedoch in letzter Minute durch den französischen Kulturminister André Malraux verhindert werden. Im Jahr 1999 wurde das Bauwerk schliesslich unter Denkmalschutz gestellt.

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Die französische Botschaft in Wien besticht durch ihre schneeweisse Fassade, die an die Zuckerbäckerarchitektur erinnert. Das Gebäude steht auf einem keilförmigen Grundstück: Der Hof mit dem Haupteingang liegt zur Seite, welche Richtung Karlsplatz zeigt, während die repräsentative Hauptfassade auf den Schwarzenbergplatz ausgerichtet ist. Besonders markant ist das mächtige Mansarddach mit pyramidenförmigen Abschlüssen über den Seitenrisaliten. Diese enden in geschweiften Gebälken, die mit Volutengiebeln versehen sind und der Fassade einen barocken Charakter verleihen. Herausragend sind zudem die beiden großen Bronzereliefs im oberen Bereich der Risalite, die „Austria“ und „France“ darstellen. Diese Kunstwerke stammen von den Bildhauern Paul Gasq und François Sicard und zählen zu den beeindruckendsten Details des Gebäudes.