1. Bezirk, Schmerlinglatz 10
Der Justizpalast zählt zu den prachtvollsten Bauten Wiens aus dem späten 19. Jahrhundert. Der Historismus-Architekt Alexander Wielemans von Monteforte, Schüler Friedrich von Schmidts und unter anderem Erbauer der Breitenfelder Pfarrkirche am Gürtel, gewann den Architekturwettbewerb für das Gebäude, das zwischen 1875 und 1881 errichtet wurde.
Nach dem umstrittenen Schattendorfer Urteil von 1927 – dem Freispruch kaisertreuer Täter, die bei einer SPÖ-Versammlung in Schattendorf zwei Menschen getötet und sechs weitere verletzt hatten – kam es in Österreich zur Julirevolte. Die aufgebrachte Bevölkerung setzte den Justizpalast in Brand; bei den Unruhen starben 4 Polizisten und 85 Demonstranten. Der Schaden am Bauwerk war enorm, doch gelang der vollständige Wiederaufbau, bei dem der Palast ein zusätzliches Stockwerk erhielt. In den Nachkriegsjahren bis 1955 war hier die Interalliierte Kommandantur Wiens untergebracht.
Errichtet im Stil der Neorenaissance, beeindruckt der mächtige Bau mit reichem Säulen- und Figurenschmuck. Die Hauptfassade wird von einer Reihe monumentaler korinthischer Säulen dominiert, die sich über dem Eingangsportal erheben, flankiert von zwei imposanten Löwenfiguren. Der Eingang selbst wird von sechs rustizierten Säulen getragen. Die Aula, eine späthistoristische Raumkomposition, orientiert sich am Treppenhaus der Pariser Oper. Der Arkadenhof wird durch toskanische Marmorpfeiler gegliedert, und die prächtige Haupttreppe aus Untersberger Marmor mit durchbrochener Brüstung ist reich ausgestaltet. Gelber und roter Ornamentschmuck lassen den Justizpalast aus der Reihe der umliegenden Prachtbauten hervorstechen.
Heute beherbergt der Justizpalat den Obersten Gerichtshof, das Oberlandesgericht, die Oberstaatsanwaltschaft und die Generalprokuratur. Das Justizministerium hat seinen Sitz heute jedoch im nahen Palais Trautson.
