1. Bezirk, Kärntnerstrasse 37

Direkt an der Kärntner Strasse, auf halber Strecke zwischen heutiger Staatsoper und Stephansdom, bestand laut alten Urkunden bereits um 1217 das „Haus der Prueder des Ordens von Sand Johannis“. Diese Priestervereinigung kümmerte sich um Arme und Kranke sowie um die Ausrüstung von Seefahrern. Im 15. Jahrhundert entstand an derselben Stelle die heutige Malteserkirche, ein einschiffiger gotischer Bau mit freistehendem Chor, der vom dahinterliegenden Hof in der Johannesgasse aus sichtbar ist.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Kirche mehrfach verändert. 1806 liess Franz von Colloredo die Fassade umgestalten: Er setzte einen kleinen Turm auf den Giebel und ergänzte korinthische Pilaster ganz im Stil des Empire. Im Inneren kamen ein Sarkophagaltar aus rotem Marmor, zwei Holzplastiken (Petrus und Paulus), eine Kanzel und das Denkmal für Jean Parisot de La Valette (1557–1568) hinzu. La Valette verteidigte die Insel Malta gegen die Türken; die Hauptstadt La Valletta trägt seinen Namen.

1839 errichtete man den Johanneshof, einen zugehörigen Bau für die Johanniter. Gleichzeitig wurde die Kirche in die Häuserzeile der Kärntner Strasse integriert. Die kunstvollen Farbfenster kamen 1857 hinzu. Nach dem Ersten Weltkrieg musste der Orden Kirche und Hof aus Geldmangel verkaufen; kurz darauf wurde die Kirche unter Denkmalschutz gestellt. 1960 gelangte sie dank Vikar Dr. Johannes Graf Trapp wieder in den Besitz des Malteserordens.

Die Kirche bewahrt mehrere wertvolle Kunstschätze. Gleich hinter dem Portal zeigt der gotische Schlussstein im Kreuzgewölbe eine Löwin mit ihren Jungen – ein Sinnbild für den Heiland, der der Menschheit das übernatürliche Leben schenkt. Im Hochaltar hängt ein Bild von Johann Georg Schmidt aus dem Jahr 1730, das im Zuge der späteren Umbauten einen empiristischen Rahmen erhielt. Ein besonderer Blickfang ist die elegante Barockorgel auf der Empore. Zudem fallen an mehreren Stellen die roten Malteserkreuze ins Auge, die auch die Krankenfahrzeuge der „Malteser“ tragen – ein Hinweis auf den ursprünglichen Auftrag des Ordens.



