1. Bezirk, Herrengasse 9
Das Grundstück, auf dem das heutige Palais steht, wechselte im 15. und 16. Jahrhundert mehrmals den Besitzer. Unter ihnen werden Adelsfamilien wie die Stubenberg, Spannberg, Zelkinger und schliesslich die Familie Mollard genannt. Der erste Vertreter der Mollard-Familie war Peter von Mollard, dessen fünf Söhne eine bedeutende Rolle am Wiener Hof spielten. Trotz ihres Ansehens geriet die Familie jedoch immer wieder in finanzielle Schwierigkeiten. Um 1689 veranlasste Ferdinand Ernst Graf Mollard – Bruder der „Gräfin Fuchs“, das vertraute Kindermädchen von Maria Theresia – den Umbau des bestehenden Hauses und die Neugestaltung der Fassade. Laut Dokumenten konnte dies jedoch nur durch ein bewilligtes Darlehen ermöglicht werden.
Die Pläne für den Umbau stammten von Domenico Martinelli. Allerdings fand der Bauherr dessen Fassadenentwurf zu schlicht und lehnte ihn ab. Es wird angenommen, dass der Tiroler Architekt Christian Alexander Oedtl letztlich mit der Fassaden-Neugestaltung beauftragt wurde, während dem Inneren des Palais die Entwürfe Martinellis zugrunde liegen. 1760 erwarb Franz Wenzel Graf von Clary und Aldringen das Palais und liess es erneut umgestalten. In Zuge dessen wurden unter den Fenstern der Beletage Ziergitter eingesetzt, die von Schloss Teplitz stammten, welches ebenfalls im Besitz der Familie Clary-Aldringen war. Auch die repräsentativen Räume erhielten eine spätbarocke Neugestaltung.
Im späten 18. Jahrhundert wurde die Fassade des Palais abermals erneuert und mit Eckrisaliten sowie Riesenpilastern versehen. Später diente das Palais Mollard-Clary als Sitz der britischen Botschaft, der bayerischen Gesandtschaft und des Niederösterreichischen Landesmuseums. 1999 kaufte der Bund das Palais an. Heute wird es von der Österreichischen Nationalbibliothek genutzt und beherbergt das Esperantomuseum.
Nach den Schäden durch Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude restauriert und der Hoftrakt gleichzeitig aufgestockt. 1982 erfolgte eine weitere umfassende Restaurierung. Über die Jahre hinweg erfuhr das Innere des Palais mehrfache Umgestaltungen dem jeweiligen Zeitgeschmack entsprechend, sodass nur noch wenig von der ursprünglichen Ausstattung erhalten ist. Zu den ältesten Interieur-Bestandteilen gehören die um 1700 entstandenen Ölmalereien in der Galerie, welche direkt auf den Putz aufgetragen worden sind. Diese Darstellungen von Putten und mythologischen Szenen werden dem Mailänder Maler Andrea Lanzani zugeschrieben.