3. Bezirk, ehem. Neulinggasse / Beatrixgasse 29

Im Jahre 1806 erwarb Erzherzogin Maria Beatrice Ricciarda d’Este, Mutter von Franz I. dritter Ehefrau Maria Ludovika, die so genannten Stockhammerschen Gärten auf der Landstrasse. Dieses Areal, welches bis 1790 der Fürstin Eleonore von Liechtenstein gehört hatte, war zu dem Zeitpunkt bereits mit einem eingeschossigen Gebäude samt öffentlich zugänglicher Kapelle bebaut. Die Erzherzogin liess das Gebäude erweitern und aufstocken – vermutlich nach Plänen von Alois Pichl. So entstand bis 1810 ein imposantes klassizistisches Palais, dessen weitläufiger Garten sich von der Neulinggasse bis zur heutigen Strohgasse erstreckte.

Der Sohn der Erzherzogin, Erzherzog Maximilian von Este, erweiterte den Besitz später um das angrenzende Palais Reitter und verband dieses baulich mit dem Palais Modena. Nach dem Tod der Erzherzogin 1829 erbte Erzherzog Ferdinand von Este das Palais. Dieser liess es ausbauen und verändern. Nach Ferdinands Tod 1850 ging das Anwesen in den Besitz seines Neffen Franz von Modena über. Dieser liess das Palais um 1863 abermals erweitern und umgestalten. Nach seinem Tod 1875 fiel das Anwesen an den Thronfolger Franz Ferdinand, während Franz‘ Witwe Adelgunde weiterhin volles Wohnrecht im Palais Modena behielt. Adelgunde hielt sich jedoch grsstenteils in München bei ihrem Bruder, Prinz Luitpold von Bayern, auf und überliess das Palais ungenutzt seinem Verfall.
Vom Museum zum Abbruchobjekt

Franz Ferdinand liess das Doppelpalais Modena-Este und Reitter daraufhin renovieren und als öffentlich zugängliches Museum zur Präsentation der Kunstsammlung Modena-Este einrichten. Doch nach Adelgundes Tod und Franz Ferdinands Ermordung in Sarajevo war das Schicksal des Palais besiegelt: Mangels Nutzungsmöglichkeiten entschloss man sich schließlich um 1917, die gesamte Anlage abzutragen. Nur der heutige Modenapark erinnert noch an das grosse Palais.

Nach den Umbauten durch Erzherzogin Beatrix zeigte sich das Palais Modena als stattlicher zweigeschossiger Bau mit Walmdach. Zur Gartenseite hin umfassten zwei Flügel einen grosszügigen Hof. Der Trakt zur Salesianergasse beherbergte im Erdgeschoss eine Wagenremise, über der ein Balkon und dahinter die Hausbibliothek lagen. Die klassizistische Innenausstattung des Palais war reich und von hoher Qualität: Der grosse Festsaal beeindruckte durch üppige Wanddekorationen, Supraporten mit Grisaillen und Putti-Darstellungen. Ein Deckenfresko zeigte die Göttin Flora, umgeben von Putti und Blumenkränzen. Auch die Bibliothek war aufwendig gestaltet mit mythologischen Szenen sowie kunstvollen Stuckimitationen. Die Wohnräume waren zwar schlichter gehalten, jedoch durch Malereien elegant veredelt. Neben der Hauskapelle lag eine Sala Terrena mit einem Fries, der einen Bacchuszug darstellte.
